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Brandenburg: Potsdam gesteht große Fehler bei der Datenpanne ein

Auch der zuständigen Softwarefirma werden Vorwürfe gemacht Die Angaben zu mehr als 500 000 Bürgern waren öffentlich einsehbar

Potsdam - Die Potsdamer Stadtverwaltung hat im bundesweiten Datenschutzskandal um öffentlich einsehbare Meldedaten von mehr als 500 000 Bürgern schwere eigene Fehler eingestanden. „Es sind schwere Fahrlässigkeiten in der Verwaltung passiert, die nun aufgeklärt werden müssen“, sagte die Ordnungs-Beigeordnete der Stadt, Elona Müller, gestern vor Journalisten. Intern würden auch dienstrechtliche Konsequenzen geprüft. Aber auch der auf Kommunaldienstleitungen spezialisierten Softwarefirma HSH aus Ahrensfelde machte Müller Vorwürfe. Dass auf der Internetseite der Firma Standardkenn- und Passwörter für die Onlineabfrage von Meldedaten öffentlich zugänglich waren, sei ebenso skandalös wie die Tatsache, dass in der Verwaltung diese von HSH gelieferten Passwörter für die Abfragesoftware nicht sofort geändert wurden.

„Nur durch die Kopplung dieser beiden Fahrlässigkeiten“, sagte Müller, sei die schwere Datenpanne möglich geworden. Ausdrücklich entschuldigte sich die Verwaltung bei den 145 000 Potsdamern, von denen Namen, Vornamen, Adresse, Geschlecht und Geburtsdatum online ungeschützt waren. Die Stadtverwaltung kündigte zudem an, dass das gesamte Sicherheitskonzept überprüft und überarbeitet werden soll. Die Bürger hätten „absoluten Anspruch auf den Schutz ihrer Daten“, sagte Müller.

Potsdam gehört zu fünf Kommunen im Land Brandenburg, deren Einwohnermeldedaten von Anfang März an auch für Unbefugte einsehbar waren – bundesweit waren 15 Kommunen betroffen. Von drei Kommunen waren die Daten wie berichtet auch abgefragt worden – alle drei liegen in Brandenburg. Neben Potsdam waren die Daten von Hennigsdorf und Neuhardenberg online ungeschützt.

Auch Hennigsdorfs Ordnungsdezernentin Edith Wiesner machte die Firma HSH für die „ungeheuerliche Datenpanne“ verantwortlich. Die Firma habe das Passwort bei der Installation der Software vor Ort in Hennigsdorf an die Verwaltung übergeben. „Wir sind nicht im Traum darauf gekommen, dass die uns hier vor Ort ein Allerweltskennwort übergeben“, sagte Wiesner gegenüber dem Tagesspiegel. In Hennigsdorf, wo die Daten von fast 26 000 Menschen offen lagen, würden routinemäßig alle sechs Monate sämtliche Kenn- und Passwörter geändert. In ganz Brandenburg sind auf Veranlassung des Innenministeriums seit Montag die auf der HSH-Software basierenden Online-Abfragen für die Melderegister komplett vom Netz genommen worden.

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