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Babelsberg

© dpa

Potsdam: Kurzarbeit in der Traumfabrik

In der Filmbranche herrscht Flaute - ein millionenschweres Projekt fürs Studio Babelsberg liegt auf Eis. Ein Teil der Mitarbeiter wird deshalb bald auf Kurzarbeit gesetzt. Allerdings könnte es ein Happy End geben.

Jetzt hat es auch die Babelsberger Studios erwischt: Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat in der Potsdamer Traumfabrik zu Auftragseinbrüchen geführt. Das Studio habe für einen Teil seiner insgesamt 85 fest angestellten Mitarbeiter von September bis voraussichtlich November Kurzarbeit angemeldet, bestätigte Studio-Vorstand Carl Woebcken am Donnerstag dem Tagesspiegel. Grund sei, dass ein für den Sommer in Babelsberg geplantes, millionenschweres US-Filmprojekt wegen der Wirtschaftskrise auf Eis liege. Obwohl das Studio nicht nur von Großproduktionen abhängig sei, könne es „nur bedingt auf Auslastungsschwankungen reagieren“, sagte Woebcken. „Wir stellen eben nichts her, wo man die Produktion drosseln könnte“, sagte Studio-Sprecher Eike Wolf. „Wir haben ein Filmprojekt – oder eben nicht.“

Betroffen von der Kurzarbeit, die mit dem Betriebsrat abgestimmt sei, sind bislang vor allem Mitarbeiter der Verwaltung. Für sie soll die Wochenarbeitszeit reduziert werden. Sieht die Arbeitsagentur das Studio nachweisbar in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage, zahlt sie bis zu 67 Prozent des Nettolohns für die ausgefallene Arbeitszeit. „Art Department und Werkstätten arbeiten normal weiter“, betonte Wolf. Dort würden derzeit die Kulissen für den zweiten Teil des erfolgreichen Kinder-Kinofilms „Hexe Lilli“ gebaut, der nächste Woche Drehstart habe.

Im Herbst sollen zudem die Vorbereitungen für den Film „Unknown White Male“ von Regisseur Jaume Collet-Serra mit Liam Neeson („Schindlers Liste“) in der Hauptrolle beginnen. Der Film mit einem Budget von 25 bis 40 Millionen Euro gehört zur strategischen Allianz der Babelsberger mit US-Produzent Joel Silver. Ende 2008 hatte das Studio zehn Millionen Euro in den Deal mit Silver investiert und ist so Koproduzent bei 15 US-Filmen in fünf Jahren. Pro Jahr soll einer von ihnen in Babelsberg realisiert werden – „Unknown White Male“ wäre der zweite nach „Ninja Assassin“. Studio-Chef Woebcken sagte, er gehe von einer „stabileren Geschäftsgrundlage“ für 2010 aus. Das Studio verhandle über weitere US-Filmprojekte. Dazu könnte Roland Emmerichs „Anonymous“ gehören: Der deutsche Hollywood-Regisseur hatte angekündigt, sich in Babelsberg der Frage zu widmen, ob William Shakespeare seine Werke tatsächlich selbst verfasst hat. Für Action-Filme haben die Babelsberger zudem gerade ihre Sets erweitert: Neben der Kulissenstraße „Berliner Straße“ gibt es jetzt auch ein Original-Flugzeug-Set für 120 Passagiere.

Babelsberg hat sich in den vergangenen fünf Jahren zum erfolgreichsten Filmstandort Deutschlands entwickelt. Nirgendwo sonst wurden so viele internationale Spielfilme produziert, standen so viele Weltstars vor der Kamera. Jüngst drehte hier Quentin Tarantino den Nazi-Thriller „Inglourious Basterds“ mit Brad Pitt. Für den Film, der kommende Woche in den deutschen Kinos startet, wurden 37 Millionen Euro in der Region ausgegeben. Die Studio Babelsberg AG selbst machte bereits 2007 sechs Millionen Euro Gewinn, 2008 waren es 3,6 Millionen Euro. Für das Krisenjahr 2009 wagt niemand eine Prognose.

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