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Potsdam: Taxifahrer setzt Jugendliche mitten in der Nacht aus

Ein Taxifahrer soll vier Jugendliche mitten in der Nacht ausgesetzt haben. 20 Kilometer vor Potsdam hielt der Fahrer - angeblich weil seine Fahrgäste nicht mehr genug Geld hatten. Jetzt droht dem Fahrer eine Anzeige.

Der Vorfall sorgt bei den Betroffenen noch immer für Empörung: Ein bislang unbekannter Taxifahrer soll vier Jugendliche bei einer nächtlichen Fahrt Richtung Potsdam kurz vor Michendorf ausgesetzt haben, weil sie für die komplette Fahrt nicht mehr genug Geld hatten. „Mitten in der Nacht mussten sie bei Eiseskälte rund 20 Kilometer nach Hause laufen“, sagte die Mutter von zwei der Jugendlichen, eine der Redaktion bekannte Potsdamer Künstlerin, gestern den PNN. Einer ihrer beiden 14- und 15-jährigen Kinder habe sich in Folge des langen Marschs eine schwere Grippe eingefangen, müsse die Ferien jetzt im Krankenbett verbringen.

Ereignet haben soll sich der Vorfall in der Nacht zum vergangenen Samstag. Laut der Mutter waren ihre Söhne bei einer Abschiedsfeier in Fichtenwalde im Landkreis Potsdam-Mittelmark, allerdings habe eine beabsichtigte Übernachtung wegen einer „Fehlinformation“ nicht geklappt. So hätten die Jungen gegen 22 Uhr zusammen mit zwei weiteren Jugendlichen ein Taxi gerufen. Als der Taxifahrer gemerkt habe, dass die rund 41 Euro, die die Jugendlichen noch hatten, für die Fahrt nicht reichen würden, habe er sie im Dunkeln kurz vor Michendorf ausgesetzt. „Die Jungs wussten nicht wo sie sind und baten den Taxifahrer wenigstens bis zum nächsten Bahnhof oder zur nächsten Haltestelle zu fahren“, so die Mutter. Ebenso hätten sie dem Fahrer vorgeschlagen, das restliche Geld zu Hause auszuhändigen. Doch es half nichts: Der Taxifahrer sei einfach weggefahren – samt den rund 40 Euro. Da ihre Kinder noch keine Mobiltelefone besitzen würden, hätten sie in der Nacht quer durch den Wald südlich von Potsdam nach Hause laufen müssen – bei Temperaturen bis zu minus 6 Grad Celsius. „Sie waren völlig fertig, als sie wieder hier waren.“

Gestern nun wendete sich die Frau mit einem Schreiben an die Potsdamer Taxi-Genossenschaft e.G. – sie bitte um Aufklärung des Geschehens, der möglicherweise zu dem Unternehmen gehörende Fahrer solle „zur Verantwortung“ gezogen werden. Doch dieser Bitte steht laut Genossenschaftschefin Gabriele Kutschke derzeit noch der Datenschutz im Weg. „Wir prüfen zwar intern, aber werden offiziell noch nichts sagen können“, sagte Kutschke den PNN. Sie empfehle eine Strafanzeige bei der Polizei, dann könne die Genossenschaft offiziell aktiv werden – so eine Anzeige will die Mutter nun auch stellen.

Gleichwohl verurteilte Kutsche den geschilderten Vorfall: „So etwas darf nicht passieren.“ Allerdings gebe es für den Fall, dass ein Taxifahrer um seine Einnahmen fürchtet, keine verbindlichen Regeln. Der übliche Weg in so einer Situation sei aber das Verständigen der Polizei, so Kutschke – das sei offenbar nicht passiert. „Wir sind an der Aufklärung dieses Vorfalls interessiert.“

Erst zuletzt hatte es in Potsdam Ärger mit Taxifahrern gegeben: Ein Fahrer hatte es laut Medienberichten Mitte Dezember abgelehnt, einen ins Eis des Heiligen Sees eingebrochenen 72-Jährigen bei Minusgraden zu befördern. Die Begründung: Seine Ledersitze würden wegen der Nässe Schaden nehmen. Für solche Fälle sei der Rettungsdienst zuständig, hieß es damals weiter. Die Genossenschaft hatte in diesem Fall allerdings keine Verletzung der Taxiverordnung und auch keine unterlassene Hilfeleistung erkannt. (HK/PNN)

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