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Brandenburg: Potsdamer Politiker erleichtert über Unesco-Votum in Kyoto

POTSDAM (thm).Die Unesco hat die Schlösser und Gärten von Potsdam auf ihrer Tagung in Kyoto nicht auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten gesetzt.

POTSDAM (thm).Die Unesco hat die Schlösser und Gärten von Potsdam auf ihrer Tagung in Kyoto nicht auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten gesetzt.Das Welterbekomitee kritisierte jedoch erneut die Gestaltung des umstrittenen "Potsdam-Centers" am Stadtbahnhof.Das "überdimensionierte und monotone Erscheinungsbild der errichteten Baublöcke 9 bis 12" müsse verbessert werden, heißt es in einer Erklärung.Außerdem spricht sich die Unesco für eine alternative Streckenführung beim geplanten Havelausbau aus.Die Bundesregierung und das Land sollen bis September 1999 einen neuen Bericht, inzwischen den fünften, über mögliche Bedrohungen für die Kulturstätten vorlegen.

In ersten Stellungnahmen reagierten Kulturminister Steffen Reiche, Oberbürgermeister Matthias Platzeck (beide SPD) und der Generaldirektor der Preußischen Schlösserstiftung, Hans-Joachim Giersberg, erleichtert auf die Nachricht aus Kyoto."Die Gefahr ist zunächst gebannt, aber wir haben noch viel zu tun", sagte Platzeck."Wir haben aus dem Streit die Lehren gezogen", sagte Reiche.Er verwies auch auf das erhebliche Investitionsprogramm zur Pflege der Potsdamer Schloß- und Parkanlagen."In den letzten zehn Jahren ist in die Schlösser und Parkanlagen so viel investiert worden wie vorher seit dem Bau des Neuen Palais", sagte Reiche.Ausschlaggebend für das Votum der Unesco ist nach Ansicht von Reiche der von seinem Ministerium im Vorfeld gelieferte Bericht, in dem die seit der Unesco-Kritik eingeleiteten Veränderungen in der Potsdamer Stadtentwicklung erläutert wurden.

Daß die Unesco nun einen weiteren Bericht über die Potsdamer Situation fordert, zeige allerdings auch deutlich, wo die gegenwärtigen Gefährdungen für das Potsdamer Weltkulturerbe liegen", sagte Sanssouci-Generaldirektor Giersberg, "Da beim Potsdam-Center für jedermann sichtbar vollendete Tatsachen geschaffen wurden, sagte Giersberg, "sind nur noch Veränderungen möglich." Er wies darauf hin, daß der Havelausbau "noch größere Beeinträchtigungen für die Kulturlandschaft bedeuten würde." Dies könne nur eine alternative Planung abwenden.In ihrem Beschluß von Kyoto hat die Unesco die beantragte Erweiterung der Welterbegebiete Potsdams um weiter 14 Bau- und Parkdenkmale begrüßt.Dazu gehören die Kolonie Alexandrowka, der von Lenné angelegte Pfingstberg, der Kaiserbahnhof und Schloß Lindstedt.

Zwar dankte das Welterbekomitee dem Land Brandenburg für die bisherigen Anstrengungen "im Sinne der Unesco", Fehlentwicklungen in der Potsdamer Stadtentwicklung zu korrigieren, mahnte jedoch weitere Schritte an.So habe die Umsetzung des Architektenwettbewerbs für das am Bahnhof entstehende Potsdam-Center noch "nicht zu einem völlig befriedigenden Ergebnis" geführt.Nachbesserungen werden nach der Unesco-Stellungnahme besonders für die nunmehr fast fertigen ersten vier Baublöcke des Potsdam-Centers angemahnt.Dort soll das umstrittene Einkaufscenter mit rund 80 Geschäften entstehen, das nach Einschätzung der Stadt, der Parteien und der Industrie- und Handelskammer wegen seiner überdimensionierten Handelsfläche den Handel in der barocken Innenstadt bedroht.Oberbürgermeister Platzeck hatte jüngst einen teilweisen Baustopp verkündet, worauf die Investoren mit Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe drohten.

Nach einem ersten Gespräch beider Seiten unter Teilnahme der Anwälte teilte Platzeck gestern dem Stadtparlament mit, daß "konstruktiv" nach einem Kompromiß für die künftige Nutzung des Bauwerks gesucht werden soll.Die Gespräche sollen nächste Woche fortgesetzt werden.

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