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Brandenburg: Potsdamer Schlösser: Gute Luft in Sanssouci - trotz DDT und Lindan

Die Preußische Schlösserstiftung Berlin-Brandenburg hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass Millionen Besucher der Potsdamer Schlösser seit Jahren hochgiftigen Holzschutzmitteln ausgesetzt seien. "Es gab und gibt keine gesundheitlichen Gefahren für die Gäste", sagte Sanssouci-Baudirektor Martin Herborn gestern auf Anfrage.

Die Preußische Schlösserstiftung Berlin-Brandenburg hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass Millionen Besucher der Potsdamer Schlösser seit Jahren hochgiftigen Holzschutzmitteln ausgesetzt seien. "Es gab und gibt keine gesundheitlichen Gefahren für die Gäste", sagte Sanssouci-Baudirektor Martin Herborn gestern auf Anfrage. Er wies damit einen Bericht der Berliner "Tageszeitung" zurück. Nach seinen Worten sind in den musealen, für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereichen der Schlösser auch zu DDR-Zeiten keine giftigen Holzschutzmittel verwendet worden.

Herborn bestätigte, dass der für den Zugang von Besuchern und Mitarbeitern gesperrte Dachstuhl des Neuen Palais verseucht sei. Das Gesundheitsministerium von Alwin Ziel (SPD) sieht bislang keinen Grund zum Eingreifen. Herborn verwies auf ein toxikologisches Gutachten vom Dezember 2000, das im Rahmen der Vorbereitungen der geplanten und notwendigen Generalrestaurierung des Neuen Palais vom renommierten Berliner Büro Lino Diagnostik erstellt wurde. Danach seien in den öffentlichen Schlossräumen keinerlei Grenzwertüberschreitungen festgestellt worden. An den Holztäfelungen des Neuen Palais seien zu DDR-Zeiten keine giftigen Holzschutzmittel verwendet worden, sagte Sanssouci-Chefrestaurator Hans-Christian Klenner.

Betroffen ist allerdings der Dachstuhl des Neuen Palais. Dort war in den 60er und 70er Jahren das in der DDR bei Altbausanierungen verwendete Schädlingsbekämpfungsmittel Hylotox 59 eingesetzt worden, das wie westdeutsche Mittel dieser Zeit hochgiftige Bestandteile PCB, DDT und Lindan enthielt. Dass aus dem Dachstuhl des Neuen Palais Ausdünstungen ins Schloss und in das in einem Seitenflügel untergebrachte Schlosstheater gelangen können, wie die "Tageszeitung" unter Berufung auf einen anonymen Experten behauptet hatte, schloss Herborn aus. Er räumte ein, dass auch in Räumen unterhalb des Dachstuhls - durch Feinstaubübertragung - Schadstoffe festgestellt wurden. Grenzwerte seien jedoch nicht überschritten worden. Dort befinden sich Depots der Stiftung. Es gebe jedoch strenge Verhaltensregeln für das Betreten dieser Räume, die nun gereinigt werden sollen.

Nach Angaben von Käthe Klappenbach, der Kustodin des Neuen Palais, sind die in den betroffenen Räumen tätigen Mitarbeiter regelmäßig untersucht worden. Dabei seien im Vergleich zu Mitarbeitern aus anderen unbelasteten Bereichen "nur etwas erhöhte DDT-Werte im Blut" festgestellt worden. Nach Angaben des Betriebsarztes, so Klappenbach, die seit 23 Jahren im neuen Palais arbeitet, sei "Rauchen schädlicher als das Einatmen der dortigen Luft."

Baudirektor Herborn bestätigte, dass auch in anderen Dachstühlen von Schlössern der Stiftung zu DDR-Zeiten das giftige Holzschutzmittel Hylotox 59 verwendet wurde, wie im Schloss Charlottenhof oder dem Jagdschloss Stern. Diese Räume würden jedoch weder von Mitarbeitern noch Besuchern betreten.

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