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Brandenburg: Potsdams Park-Sünder blieben ungestört

Schlösserstiftung wollte am Wochenende erstmals neue Verordnung umsetzen Doch Ordnungskräfte waren in den Grünanlagen kaum zu sehen

Potsdam - Die große Konfrontation zwischen den Parkbesuchern und Parkwächtern ist ausgeblieben. Am ersten Wochenende, an dem die Ordnungskräfte der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Buß- und Verwarngelder bei Verstößen gegen die Parkordnung kassieren durften, wurde kaum kontrolliert. Dabei hätte es genug Anlass gegeben. Familien spielten auf den Rasenflächen, unangeleinte Hunde und Fahrradfahrer waren zu sehen.

Bereits im vergangenen Jahr war die Verordnung erlassen worden. Seit diesem Sonnabend wird sie durchgesetzt. Darauf, was erlaubt und was verboten ist, weisen jetzt eigens aufgestellte Schilder hin. Auf ihnen ist beispielsweise zu lesen, dass Fahrräder jetzt geschoben werden müssen und die Wege nicht verlassen werden dürfen. Die Strafgelder für Verstöße liegen zwischen fünf und 1000 Euro.

Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh erklärte jedoch bereits im Vorfeld, man wolle gegen die Park-Sünder moderat vorgehen. Die Ordnungskräfte sollten in erster Linie belehren, um das Bewusstsein der Besucher für die Erhaltung der Gartendenkmale zu wecken. Bei der Höhe der Strafgelder hätten die sechs von der Stiftung eigens eingestellten Parkwächter überdies Ermessensspielraum. So sei es schon ein Unterschied, ob Eltern mit einem Kind einmal vom Weg abwichen oder ob Mountainbiker die Terrassen von Sanssouci hinabrasten.

Ein Großteil der Regeln existiert bereits seit Jahrzehnten. Doch in den Jahren nach dem Mauerbau – insbesondere in den einst grenznahen und daher im Dornröschenschlaf befindlichen Parks Babelsberg und Neuer Garten – haben die Besucher eigene Regeln durchgesetzt. Es wurde gebadet, die Hänge im Babelsberger Park wurden im Winter zum Rodeln genutzt, und im Sommer wurde Fußball gespielt. „Ich kenne das nicht anders, erklärte Rainer Ulbrich, der in Babelsberg aufgewachsen ist und diese rigorosen Einschränkungen im Babelsberger Park „nicht hinnehmen will“. Ebenso geht es rund 100 anderen Parkbesuchern auch, die sich zu einer Bürgerinitiative gegen die neue Parkordnung zusammengeschlossen haben. „Für einen gepflegten und touristisch wichtigen Ort wie den Park Sanssouci sehe ich solche Regeln ein, aber nicht für eine naturbelassene Anlage“, sagen auch andere Besucher wie Wilfried Gäbler.

Damit stößt er bei der Inhaberin des Restaurants „Kleines Schloss“ im Babelsberger Park, Claudia Gilka-Bötzow, auf Unverständnis. „Der Park Babelsberg ist ebenso Welterbe wie alle anderen Stiftungsgärten“, sagt sie. Die Anlage sei naturbelassen, weil es zum Gartenkonzept gehöre. Naturbelassenheit bedeute jedoch keinesfalls weniger Pflegeaufwand. Sie wirft denn auch der Schlösserstiftung mangelnde Kommunikation vor. „Würde die Stiftung die Regeln richtig erklären, würden sich gerade die Anwohner zum Schutz des Babelsberger Parks damit einverstanden erklären.“

Dass auf dem Weg zur allgemein akzeptierten Parkordnung noch Stolpersteine liegen, zeigt sich in den Details: So gibt es in den Potsdamer Parkanlagen mittlerweile Wege, auf denen ein Fahrrad nicht einmal mehr geschoben werden darf.

Kay Grimmer

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