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Pro & Contra: Gehen die Flugroutengegner jetzt zu weit?

Die Fluglärmgegner haben angekündigt, dass sie zukünftig keine Rücksicht mehr auf den Flughafen und damit die Reisenden nehmen werden. Gehen die Demonstranten zu weit?

PRO
Hoffentlich sind es nur ein paar einzelne Heißsporne, die bei ihrem Protest gegen die Flugrouten gleich den Flughafen blockieren wollen. Hoffentlich lassen sie sich von der vernünftigen Mehrheit zur Vernunft bringen. Ein Blick auf die Fakten zeigt, wie irrational die Idee einer Blockade ist: Die Flugrouten werden von der Flugsicherung festgelegt, die im hessischen Langen sitzt. Politisch können sowohl die Bundesregierung als auch der Senat hineinreden, die aber beide nicht in Schönefeld residieren, sondern in der Berliner City. Dort gehört die Demo also hin. Wer aber in Schönefeld den Betrieb behindert, ruiniert Unbeteiligten ihren sauer verdienten Urlaub, hält sie von ihren Familien fern, vermasselt Bewerbungsgespräche und treibt die für Berlin so wichtigen Touristen zur Verzweiflung. Mit der Unart, gnadenlos die Falschen zu treffen, verscherzen es sich die Lokführer doch gerade so gründlich mit den Leuten. Das haben die Flugroutengegner nicht nötig. Weder können sie sich über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen, noch verspricht der Blockadeort besonderen Erfolg. Die ziemlich abgehobene Flugsicherung interessiert es nicht die Bohne, ob in Schönefeld ein paar Flugzeuge halb leer starten. Die, die wegen unberechenbarer Demonstranten diese Flieger verpasst haben, dagegen sehr. Stefan Jacobs

CONTRA
Bislang waren die Flugroutengegner nur laut, jetzt werden sie fies: Sie behindern den Betriebsablauf am Flughafen Schönefeld. Dazu haben sie gute Gründe. Der erste lautet: Massives Misstrauen. Der Streit um die Routen hat gezeigt, dass es im komplett durchregulierten, hochkomplex verrechtlichten Deutschland eine Lücke bei der Genehmigung von Großprojekten gibt. Diese Lücke führte dazu, dass sich Menschen durch Fluglärm bedroht sahen, die nie zuvor die Möglichkeit zum Protest im BBI-Planungsverfahren hatten. Das hat aber die politisch verantwortlichen sogenannten Landesväter Klaus Wowereit und Matthias Platzeck erst interessiert, als der Protest zum Problem wurde. Die Flugsicherung will – so sieht es jetzt aus – einiges tun, um das Problem zu lösen. Doch Skepsis bleibt angebracht – schließlich hat der Flugroutenstreit bewiesen, dass technische und politische Flughafenplaner bereit waren, zehntausende Bürger – freundlich gesagt – über den Tisch zu ziehen. Noch ist nicht klar, wie sicher vor Fluglärm die Leute in der weiteren Flughafenumgebung sein können und wie rigide das Nachtflugverbot gehandhabt werden wird. Der – in Verbindung mit den Heilserwartungen der Politik von der „Jobmaschine“ – BBI hält das Misstrauen vieler Leute hellwach. Das sollen sie deutlich zeigen dürfen. Werner van Bebber

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