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Prozess: Angeklagte schweigen zu Gewaltexzess

Eine Gerichtsmedizinierin berichtet über die grausigen Einzelheiten im Mordfall von Templin. Das Opfer wurde zu Tode getreten.

Von Frank Jansen

Neuruppin - Der Staatsanwalt hält beide Hände vor das Gesicht. Obwohl sich Kai Clement mit allen Details seit Monaten befasst, kann offenbar auch er den Bericht der Gerichtsmedizinerin über die tödlichen Verletzungen bei Bernd K. kaum ertragen. „Das gesamte Mittelgesicht war zertrümmert“, sagt Barbara Mattig vom Brandenburger Landesinstitut für Rechtsmedizin. Sie hat die Leiche am Tatort gesehen, einer ehemaligen Tischlerei, vermüllt und mit zahllosen Blutspritzern „behaftet“, wie sich Mattig erinnert. Später obduzierte sie den Toten im Krankenhaus Eberswalde. Mattig zählt auf: Nase, Augenhöhlen, Jochbein – alles war gebrochen. Im Saal 1 des Landgerichts Neuruppin ist am Montag nichts außer der mechanisch-sachlichen Stimme der Sachverständigen zu hören. Die beiden Angeklagten blicken starr in den Raum. Und Mattig trägt fast eine Stunde weitere Einzelheiten vor, eine grausiger als die andere.

Das Gutachten dominierte am Montag den zweiten Verhandlungstermin im Prozess gegen die Rechtsextremisten Christian W. und Sven P., die in der Nacht zum 22. Juli 2008 in Templin den alkoholkranken Bernd K. zu Tode geprügelt haben sollen. Mattig berichtet zudem von Schnittwunden und Kehlkopfbrüchen – das Opfer wurde auch gewürgt. Und angezündet, Mattig schildert die Brandspuren an der Leiche. Als Todesursache sieht sie die „massive, mehrfach stumpfe Gewalteinwirkung“ auf den Kopf. Faustschläge genügten dafür nicht, sagt Mattig. Sie hält Fußtritte gegen den Kopf für wahrscheinlich. Am Körper hingegen fanden sich nur leichtere Verletzungen. Wie lange die Tortur gedauert haben könnte, bleibt unklar. Mattig schätzt, die schwersten Verletzungen seien dem Opfer innerhalb einer halben Stunde zugefügt worden.

Die Angeklagten könnten bei der Aufklärung helfen, doch sie schweigen. Am kommenden Prozesstag soll die Freundin von Christian W. gehört werden; sie hat Sven P. belastet. Auch W. sagte bei der Polizei gegen den Kumpel aus. Ob im Prozess wenigstens einer der beiden reden wird, bleibt offen. Frank Jansen

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