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Brandenburg: Quarantäne für Brandenburger Hühnerhöfe

Landwirtschaftsministerium fordert Züchter und Eierhändler wegen der Geflügelpest in Holland zu scharfen Sicherheitsmaßnahmen auf

Von Ingo Bach

und Annette Kögel

Potsdam. Nach dem Ausbruch der Geflügelpest in den Niederlanden herrscht auch in Brandenburg und Berlin erhöhte Alarmbereitschaft. Allen Geflügelfarmen und Eierhöfen in Brandenburg wurde dringend empfohlen, den Besucherverkehr aufs Nötigste einzuschränken sowie Wannen oder Matten zur Desinfektion des Personals zu installieren. Zudem dürfen bis auf weiteres keine Märkte, Versteigerungen oder Züchterschauen stattfinden, sagte Landestierarzt Klaus Reimer vom Landwirtschaftsministerium in Potsdam am Dienstag. Zuletzt hatten Höfe in sechs Brandenburger Landkreisen Hühner aus Holland importiert.

Zwischen den Niederlanden und Brandenburg gab es bis zum Ausbruch der Geflügelpest in Holland am 1. März regen Handel. So wurden zuletzt auch Hühner in neun Betriebe in den Kreisen Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße, Prignitz, Oder-Spree und Dahme-Spreewald geliefert, sagte Landestierarzt Reimer. Das war jedoch noch, bevor das Bundeslandwirtschaftsministerium am 1. März ein Importverbot verhängte. Seit diesem Tag dürfen wegen der Geflügelpest keine Eier und Hühner aus Holland mehr nach Deutschland eingeführt werden. Die neun Brandenburger Import-Betriebe wurden daraufhin „vorsorglich mindestens 21 Tage lang total gesperrt“, um ein potenzielles Ausbrechen der Geflügelkrankheit zu beobachten – obwohl die importierten Tiere nicht aus verseuchten Regionen in den Niederlanden stammten. „In keinem der neun Betriebe in Brandenburg ist die Infektionskrankheit dann nachgewiesen worden, so dass es bislang keinen Fall von Geflügelpest in unserem Bundesland gibt“, sagt der brandenburgische Landestierarzt.

Gleichwohl sind auch die Behörden in Brandenburg seither höchst sensibilisiert – denn auch alle anderen Züchter haben akute Angst vor einer Ansteckung ihrer Tiere. Wer dieser Tage an Höfen in Brandenburg vorbei fährt, die vorsichtshalber Tür und Tor für betriebsfremde Personen geschlossen halten, „dann ist das durchaus gewünscht“, bestätigt Reimer. Vielerorts fahren Lieferfahrzeuge vorher durch Wannen mit Desinfektionsmittel, Radkästen werden per Hand gesäubert.

„Bauernhöfe dürfen natürlich weiter Kunden aufs Gelände lassen. Aber Besucher, die nicht unbedingt empfangen werden müssen, sollten auf einen späteren Termin vertröstet werden“, rät der Landestierarzt. Betriebe, Privatzüchter und die Amtstierärzte in den Kreisen seien darüber informiert, dass es bis auf weiteres keine Veranstaltungen wie Märkte oder Züchterschauen geben soll, bei denen sich Tiere anstecken könnten. „Mein Personal weiß: Keine Besuche in Holland, keine Kontakte mit niederländischen Kollegen“, sagt etwa Heinz Pilz, Geschäftsführer von „Landkost Ei“ in Bestensee. Auch hier fahren Autos durch eine Sprühanlage mit Desinfektionsmittel.

Landesweite Kontrollen bei sämtlichen Betrieben seien aber nicht möglich, so Landestierarzt Reimer. „Die Halter sind vielmehr selbst aufgefordert, ihre Tiere genau im Auge zu behalten und Auffälligkeiten zu melden.“ In Brandenburg gibt es nach Auskunft des Landeswirtschaftsministeriums rund 7,5 Millionen Legehennen, Masthähnchen und sonstiges Geflügel.

Wer beim Einkauf von Ei und Fleisch ganz sicher gehen will, dass er keine niederländische Ware erwirbt, sollte auf die Aufdrucke „D“ oder „DE“ – für Deutschland – auf Ei und Verpackung achten, rät Thomas Janning vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft in Bonn. Es gebe aber noch keinen Einbruch beim Verkauf.

In Berlin gibt die Senatsgesundheitsverwaltung Entwarnung: Es bestehe nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Vogelkrankheit bis zur Hauptstadt vorankomme, sagt Tierseuchenreferent Peter Hummel. Denn Berlin liege zum Beispiel weitab der Zugvogelrouten von den Niederlanden nach Skandinavien – Zugvögel gelten als die Hauptüberträger der Geflügelpest-Viren. „Allerdings ist ein Ausbruch auch hier nicht hundertprozentig auszuschließen.“ Deshalb wurde jeder Export von Geflügel und Eiern aus den Seuchengebieten untersagt. Aber auch schon davor seien weder Geflügel noch Eier direkt von Holland nach Berlin exportiert worden, so Hummel.

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