zum Hauptinhalt

Brandenburg: Radio macht Geschäfte mit Modelabel der rechten Szene

Umstrittene Marke Thor Steinar präsentiert Warnung vor Radarfallen Der Sender Königs Wusterhausen gehört einer früheren SPD-Abgeordneten

Königs Wusterhausen - Das kommerzielle Radio „Sender KW“ aus Königs Wusterhausen lässt die täglichen Meldungen über Geschwindigkeitskontrollen von der umstrittenen Modemarke Thor Steinar präsentieren, die in der rechtsextremen Jugend-Szene sehr beliebt ist. Trotz heftiger Proteste und bereits erfolgter Kündigungen von Werbekunden wie der Mittelbrandenburgischen Sparkasse oder der Bundesagentur für Arbeit will das Lokalradio diese Zusammenarbeit mit Thor-Steinar-Werbung – eine Marke der in der Stadt ansässigen Firma Mediatex – fortsetzen. Das erklärte die Senderchefin, die frühere SPD-Landtagsabgeordnete Cornelia Gödecke, am Freitag. Allerdings werde man das Ganze noch einmal juristisch prüfen lassen.

Die Marke Thor Steinar sei „nicht verboten“, sagt Gödecke, die von 1994 bis 1999 im Landtag saß. Sie habe neun Mitarbeitern die Löhne zu zahlen. Die Stadt Königs Wusterhausen lehne ja auch nicht die 50 000 Euro Gewerbesteuer ab, die Mediatex jährlich zahle, sagt sie. „Da stinkt das Geld ja auch nicht.“ In einer E-Mail an den Tagesspiegel ging sie noch weiter: „Soll der Sender aus lauter politischer Korrektheit auch keine Werbung mehr senden von Siemens (Schmiergeld, BenQ), Vodafone (Ackermann, Esser), Adidas (Nähen der Bälle in Kinderarbeit) …?“

Gleichwohl ist die Empörung groß – besonders in der SPD. Allerdings sieht sich Gödecke, die seit zwei Jahren keine Beiträge mehr gezahlt hat, selbst nicht mehr als Sozialdemokratin. Sowohl Kommunal- als auch Landes-SPD haben sich inzwischen von Gödecke distanziert. Landrat Martin Wille (SPD) spricht von einem „unappetitlichen Vorgang“ und sieht das Wirken vieler Menschen gegen Rechtsextremismus diskreditiert. Gödecke handele „eben nicht wie ein ordentlicher Geschäftsmann: Sie schadet selbst ihrem Sender“, sagte SPD-Generalsekretär Klaus Ness. Und der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert wertet es als positives Signal, wie viele die Thor- Steinar-Werbung ablehnen würden. „Das zeigt: Die Gesellschaft ist sensibilisiert.“ Gödecke betont hingegen, dass im Sender auch viel Zuspruch eingehe. „Das ist etwa fifty-fifty.“

Die umstrittene Marke ist schon länger wegen der Nähe zur rechtsextremen Szene in den Schlagzeilen. Im November 2004 war in Brandenburg die Beschlagnahmung von Steinar-Kleidungsstücken – typischerweise in Tarnfarben – mit Runen-Logo angeordnet worden, in dem die Neuruppiner Staatsanwaltschaft ein verfassungsfeindliches Symbol sah. Daraufhin wurde das Logo geändert. Unabhängig davon ging der Fall aber durch die Instanzen. Das Brandenburger Oberlandesgericht hob das Verbot des Runen-Logos im September 2005 wieder auf.

Dem Lokalradio „KW“ ist offenbar jeder willkommen, der zahlt – egal welcher Couleur. Auf die Frage, ob sie auch Spots der rechtsextremen DVU senden würde, antwortete Gödecke: „Ich wüsste nicht, wie ich mich entscheide.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false