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Brandenburg: Rasen und messen

ICE-Testfahrten auf Anhalter Bahn von Jüterbog bis Berlin werden heute beendet. Fortsetzung im Februar

Jüterbog - Die Techniker sind begeistert. Die Bauleute haben gut gearbeitet; nur wenig muss nachgebessert werden. Dabei sind auf einigen Abschnitten der Anhalter Bahn seit mehr als einem halben Jahrhundert keine Züge mehr gefahren. Und jetzt klappt fast alles reibungslos. Kunststück. Die Testzüge fahren zwar über neue Gleise, aber auf einer alten Trasse. Vom 28. Mai an rauschen dann die ICEs der Bahn regelmäßig über die neue alte Anhalter Bahn – zum ersten Mal mit Tempo 200.

Seit 1841 fuhren hier die Züge vom Anhalter Bahnhof Richtung Jüterbog. Damit war 1952 Schluss; die Reichsbahn der DDR stellte den Fernverkehr nach West-Berlin ein. In den folgenden Jahren wurden die Züge über den Berliner Außenring nach Ost-Berlin geführt. Bis zum Mauerbau fuhr dann noch die S-Bahn von Teltow nach Berlin. Im vergangenen Frühjahr ist die S-Bahn zurückgekehrt, die in Teltow einen neuen Endbahnhof erhielt. Die Fern- und Regionalzüge behalten dagegen ihre alte Trasse. Die dort neu gelegten Gleise werden jetzt getestet.

Die Bahn setzt dafür einen speziellen dreiteiligen ICE-S ein, dessen Mittelwagen mit Messtechnik und Kameras ausgestattet ist. Mit den Kameras beobachten die Techniker unter anderem das Verhalten der Oberleitung bei hohem Tempo.

Deshalb finden derzeit Messfahrten zwischen Zahna bei Jüterbog und Berlin-Lichterfelde Ost statt. Fahrt für Fahrt erhöht der Testzug dabei die Geschwindigkeit. Am Schluss muss bewiesen werden, dass die Anlagen auch dann funktionieren, wenn die zulässige Höchstgeschwindigkeit um zehn Prozent überschritten wird.

Bei den Fahrten mit Höchstgeschwindigkeit fährt der Testzug mit „Grüner Welle“. Für ihn sind dann alle Signale entlang der Strecke auf Grün gestellt. Damit will die Bahn vermeiden, dass der Zug außerplanmäßig bremsen muss. An Bord sind zur Sicherheit immer zwei Triebfahrzeugführer. Und auch auf den Bahnsteigen stehen Sicherungsposten, wenn der Zug mit Tempo 220 vorbeibraust. Die maximal zehn Fahrten pro Tag sind so gelegt, dass sie den Regelverkehr nicht behindern.

Die bisherigen Messungen haben nach Angaben von Bahnsprecherin Gabriele Schlott gezeigt, dass nur vier Weichen nachgebessert werden müssen. Zudem sei eine Schweißnaht am Gleis nicht korrekt gewesen. Heute gibt es zwischen Zahna und Lichterfelde Ost die letzten Messfahrten. Weiter geht es dann vom 6. Februar an von Lichterfelde Ost Richtung Bahnhof Berlin-Südkreuz und weiter durch den neuen Nord-Süd-Tunnel über den Berliner Hauptbahnhof bis zum Anschluss an den Nordring in Berlin. Weil die Züge im Stadtgebiet maximal nur mit 160 Stundenkilometern fahren und der Tunnel lediglich Tempo 120 zulässt, finden diese Messfahrten mit anderen Zügen statt. Der teure ICE-Messzug wird dann woanders eingesetzt.

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