zum Hauptinhalt

Brandenburg: Reaktion auf Terror: Pfarrer entschuldigt sich für Äußerungen zu Terror-Anschlägen

Äußerungen mit Nachspiel: Wegen seiner antiamerikanischen Äußerungen nach den Terroranschlägen auf die USA ist der Perleberger Pfarrer Stefan Schaar gestern ins Konsistorium der Evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg bestellt worden. Nachdem Schaars Aussagen bei vielen Menschen in Perleberg Empörung ausgelöst hatten, sei auch in der Kirche "Nachdenklichkeit erzeugt" worden, so Markus Bräuer, der persönliche Referent von Bischof Wolfgang Huber.

Von Sandra Dassler

Äußerungen mit Nachspiel: Wegen seiner antiamerikanischen Äußerungen nach den Terroranschlägen auf die USA ist der Perleberger Pfarrer Stefan Schaar gestern ins Konsistorium der Evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg bestellt worden. Nachdem Schaars Aussagen bei vielen Menschen in Perleberg Empörung ausgelöst hatten, sei auch in der Kirche "Nachdenklichkeit erzeugt" worden, so Markus Bräuer, der persönliche Referent von Bischof Wolfgang Huber.

Die zuständige Personalreferentin der Landeskirche, Susanne Weichenhan, führte gestern das Gespräch mit Pfarrer Schaar. Sie sagte dem Tagesspiegel, sie habe Schaar "ganz klar darauf hingewiesen, dass er unserer Ansicht nach als Seelsorger versagt" habe: "Anstatt in einer Situation, in der es bei vielen Kirchenmitgliedern zu großen Ängsten kommt, diesen Menschen seelischen Beistand zu leisten, hat er zur politischen Polarisierung beigetragen. Wir zensieren nicht die politische Meinung des Bürgers Schaar, aber er weiß, dass er in der Öffentlichkeit letztlich immer als Mann der Kirche spricht." Über disziplinarische Maßnahmen werde noch beraten.

Schaar hatte in Leserbriefen an die lokale Zeitung unter anderem festgestellt, er wolle sich nicht von der "staatlich verordneten Solidarität" vereinnahmen lassen. Zwar betrauere er die Opfer der Anschläge, aber angesichts der Weltpolitik der USA komme er zu dem Schluss, "dass ein im fairen Kampf Chancenloser irgendwann bereit ist, jedes Mittel zu ergreifen, um sich zu wehren und seine legitimen Interessen durchzusetzen". Schaar selbst hat sich inzwischen sowohl schriftlich als auch mündlich entschuldigt. Er habe die Zeitung extra gebeten, das Wort Pfarrer nicht unter seine Leserbriefe zu schreiben, woran sich die Redaktion aber nicht hielt. Der Fall Schaar ist, so die Kirchenleitung, "eine absolute Aunahme". Seit den Terroranschlägen habe es in Berlin und Brandenburg mehr als tausend Gottesdienste und Veranstaltungen gegeben. Dass die Brandenburger Pfarrer in ihrer Haltung zur USA grundsätzlich kritischer seien, kann Markus Bräuer nicht erkennen, aber: "Die emotionale Bindung zu den Amerikanern ist natürlich nicht so groß wie bei den West-Berlinern, die die USA als Schutzmacht betrachtet haben. Und es gibt nicht so viele persönliche Beziehungen in die Staaten. Aber das gilt ja nicht nur für Pfarrer."

Das Innenministerium bestätigte unterdessen auf Anfrage, dass es an den Schulen des Landes nicht zu "antiamerikanischen Äußerungen" gekommen sei. Angesichts der Vorfälle in Sachsen, wo bislang gegen drei Lehrer Disziplinarmaßnahmen eingeleitet wurden, sagte Bildungsministeriums-Sprecher Martin Gorholt: "Wir haben keine entsprechenden Meldungen erhalten. Und ich bin sicher, dass die Schüler, die unglaublich sensibilisiert sind, darauf sofort reagieren würden."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false