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Brandenburg: Rechtsextreme Demo: Zweihundert Nazis marschierten durch Eberswalde

Rund 200 Rechtsextremisten haben gestern in Eberswalde demonstriert. Nachdem das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) am Freitagabend ein Verbot durch die Polizei aufgehoben hatte, lehnte auch das Oberverwaltungsgericht einen Eilantrag des Polizeipräsidiums Eberswalde auf ein Verbot des Aufmarsches ab.

Rund 200 Rechtsextremisten haben gestern in Eberswalde demonstriert. Nachdem das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) am Freitagabend ein Verbot durch die Polizei aufgehoben hatte, lehnte auch das Oberverwaltungsgericht einen Eilantrag des Polizeipräsidiums Eberswalde auf ein Verbot des Aufmarsches ab. Das Motto "Für eine nationale Jugendkultur" lockte vor allem Mitglieder und Sympathisanten sogenannter freier Kameradschaften aus Brandenburg, aber auch den harten Kern der Berliner Neonazi-Szene um die Kameradschaft "Germania" und Gesinnungsgenossen aus Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen nach Eberswalde.

Organisiert hatte den Aufmarsch die Organisation "Junges nationales Spektrum", seit Mitte der 90er Jahre ein Sammelbecken der militanten rechten Szene in Brandenburg. Mit Parolen wie "Todesstrafe für Kinderschänder" versuchten die Rechten vor dem Hintergrund des Mordes an der 12-jährigen Ulrike Sympathien aus der Bevölkerung zu erhalten. Doch viele Anwohner des Eberwalder Leipnitz-Viertels, die den Aufmarsch von ihren Fenstern aus beobachteten, äußerten sich verärgert und ablehnend über die Anwesenheit der Rechtsextremisten. "Wir wollen keine rechte Hochburg sein", sagte eine 65-Jährige stellvertretend für eine Gruppe erboster Rentner.

Rund 200 Eberswalder Jugendlicher drückten ihren Protest entlang der Aufmarschroute mit lautstarken "Nazi raus"-Parolen und einem Techno-Music-Mobil aus, dass die rechten Parolen zeitweise übertönte. Nachdem die Stadt Eberswalde im Vorfeld des Aufmarsches bereits am 10. März eine Kundgebung für "Eine tolerante, offene und friedliche Stadtkultur" mit rund 800 Teilnehmern organisiert hatte, war diesmal auf eine offiziellen Beteiligung an den Protesten verzichtet worden. Bürgermeister Rainer Scholz erklärte jedoch, "hinter der harmlos klingenden Forderung nach einer nationalen Jugendkultur steht die Ausgrenzung aller, die nicht in das Leitbild der Nationalisten passen." Ausländer, Obdachlose, Behinderte und Andersdenke "würden nicht nur verachtet, sondern auch mit psychischer und körperlicher Gewalt bedroht und angegriffen".

H.K.

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