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Rechtsextremismus: Nazis schänden Kirche

Fassungslosigkeit in Werder: Rechtsextreme schmierten im evangelischen Gemeindehaus Hakenkreuze auf die Bibel und andere Nazi-Symbole auf das Altartuch.

„Ich verstehe nicht, dass Menschen diesen Weg gehen“, sagt Pfarrer Immo Riebicke fassungslos. Mutmaßliche Neonazis hatten in der Nacht zu Mittwoch im evangelischen Gemeindehaus in Werder gewütet. Im Altarbereich beschmierten sie das Altartuch und eine Bibel mit Hakenkreuzen, SS-Runen, der satanistischen Ziffernfolge „666“ und roter Farbe. Sie nahmen ein Kreuz von der Wand und zündeten eine Kerze an, die ebenfalls mit Nazisymbolen verunstaltet wurde. Den Kerzenständer stahlen sie.

Anschließend brachen vermutlich die gleichen Täter ein Bootshaus auf dem Kirchengrundstück auf und entwendeten daraus ein grünes Plastikboot.

„Unsere Staatsschutzabteilung ermittelt seit Bekanntwerden des Vorfalls sehr intensiv“, sagte der Pressesprecher des Schutzbereichs Brandenburg, Torsten Ringel, dem Tagesspiegel. Noch sei vieles unklar – beispielsweise wie die Vandalen in das Gemeindehaus gelangen konnten. Über Hinweise auf mögliche Täter wollte sich Ringel angesichts der laufenden Ermittlungen nicht äußern. Allerdings seien in Werder in den vergangenen Wochen und Monaten keine Hakenkreuzschmierereien vorgekommen und, so Ringel: „Eine organisierte rechte Szene ist dort nicht bekannt.“

Auch Pfarrer Immo Riebicke sagt, dass es einen solchen Fall in Werders Kirchengemeinde noch nicht gegeben habe. Er will die beschädigten Kirchenrequisiten als „Dokumente der Zeitgeschichte“ aufbewahren. Erst vor einem Monat hatte sich die Stadt Werder als „Ort der Vielfalt“ beworben, das Stadtparlament unterzeichnete eine Resolution für Vielfalt, Toleranz und Demokratie.

Über die Motive des Anschlags wurde gestern noch gerätselt. Womöglich wurden Rechtsextreme durch das kürzlich begangene 150. Kirchenjubiläum gegen die Gemeinde aufgebracht. Im Zuge der Feierlichkeiten hatten Religionsschüler erstmals recherchiert, dass es zur Nazizeit eine Gruppe der zur Widerstandsbewegung gehörenden „Bekennenden Kirche“ in Werder gab, in einer kleinen Ausstellung wurde daran erinnert.

Hinweise nimmt die Kripo Werder unter Telefon 03327-4830 entgegen.

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