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Brandenburg: Rechtsextremismus: Neonazi-Aufmarsch: Anführer imitiert Joseph Goebbels

Gespenstische Szenen in Frankfurt (Oder): Bei einem Aufmarsch von 100 Neonazis hat am Samstag der Szene-Anführer Christian Worch eine amerikafeindliche Rede gehalten und mit dem Ruf beendet: "Wollt ihr den totalen Krieg?" Dieselbe Frage hatte 1943 NS-Propagandachef Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast einem fanatisierten Publikum gestellt, das dann "Ja" schrie.

Von Frank Jansen

Gespenstische Szenen in Frankfurt (Oder): Bei einem Aufmarsch von 100 Neonazis hat am Samstag der Szene-Anführer Christian Worch eine amerikafeindliche Rede gehalten und mit dem Ruf beendet: "Wollt ihr den totalen Krieg?" Dieselbe Frage hatte 1943 NS-Propagandachef Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast einem fanatisierten Publikum gestellt, das dann "Ja" schrie. In Frankfurt (Oder) reagierten die Neonazis, darunter Mitglieder der NPD, mit Beifall auf Worchs Ansprache. Gegendemonstranten pfiffen und buhten. Sie äußerten auch ihr Unverständnis, dass die Rechtsextremisten überhaupt aufmarschieren konnten. Das Frankfurter Polizeipräsidium hatte die Demonstration der Neonazis unter Hinweis auf Sicherheitsmaßnahmen nach den Anschlägen in den USA verboten. Das Verwaltungsgericht und das Oberverwaltungsgericht entschieden jedoch zugunsten der Neonazis.

Als Anmelder trat eine "Freie Kameradschaft Frankfurt (Oder)/Brandenburg" auf. Die Neonazis verkündeten zu Beginn der Demonstration den Verzicht auf die sonst übliche Parole "USA - internationale Völkermordzentrale". Dennoch war nicht zu überhören, dass die Rechtsextremen den Terror gegen Amerika begrüßen. So wurde geäußert, "die USA sehen nun selber, wie das ist, wenn Bomben auf Busse fallen". Die Neonazis skandierten auch Parolen, in denen Solidarität mit Palästina gefordert wurde.

Unterdessen reißt die Serie der Propaganda-Straftaten nicht ab. In der Nacht zu Freitag ritzten Unbekannte in Rathenow ein Hakenkreuz und einen Davidstern in die Motorhaube eines Autos. Auch an zwei weiteren Fahrzeugen entdeckte die Polizei Davidsterne. Am Mittwoch meldeten Schüler der Polizei, dass ein Denkmal in Perleberg mit fünf Hakenkreuzen beschmiert worden war.

"Fest der Hoffnung"

Ein Zeichen gegen Rassismus und Gewalt haben dagegen in Oranienburg zahlreiche Teilnehmer mit einem "Fest der Hoffnung" gesetzt. Die Veranstaltung fand auf dem einstigen Truppengelände der SS-Wachmannschaften des Konzentrationslagers Sachsenhausen statt. Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger warnte angesichts der Anschläge in den USA vor pauschalisierenden Urteilen gegenüber Ausländern. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass in Brandenburg lebende Muslime verunglimpft würden und rassistische Taten neuen Nährboden erhielten. Der zum Fest erwartete amerikanische Architekt Daniel Libeskind, der für das Gelände das Projekt "Hoffnungsschneise" konzipiert hatte, sagte wegen der Terrorakte in seinem Heimatland kurzfristig ab. Sein Konzept sieht vor, dass auf dem mehr als 30 Hektar großen Gelände Gebäude errichtet werden, die mit den historischen Bauten in Kontrast treten sollen.

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