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Recycling: Gesundes aus Abfall

Eine Oranienburger Firma holt Vitalstoffe aus Resten von Trauben und entwickelt Kläranlagen für Mexiko.

Oranienburg - Der Hof steht voller blauer Plastiktonnen mit Kernen und Schalen roter Weintrauben. Jeder Winzer hätte die Reste entsorgt. Die Oranienburger Firma „Protekum Umweltinstitut“ aber hat gleich mehrere Verwendungen dafür gefunden. Eine, die Geschäftsführer Lothar Ebner und seine 21 Angestellten in mehr als 15-jähriger Arbeit erforscht haben, soll der menschlichen Gesundheit dienen: In den Traubenschalen befindet sich eine hohe Konzentration von Bioflavonoiden. „Das sind die Stoffe, die sich positiv auf Herz und Kreislauf auswirken und denen der Rotwein sein gesundheitsförderndes Image verdankt“, sagt Ebner.

Die Firma hat eine Methode entwickelt, den Wirkstoff aus den Traubenresten zu extrahieren, und dafür Partner in der Lebensmittelindustrie gefunden. Jetzt kommen die Bioflavonoide unter anderem als Zutat ins Vollkornbrot einer Bäckerei in Schwante. Die Keksfabrik Neuruppin hat Rotweinkekse auf den Markt gebracht. Zudem wurde der Wirkstoff zu Vitalbonbons und Brausetabletten verarbeitet.

Doch damit nicht genug. In einem Versuch wurden in einem Nettgendorfer Zuchtbetrieb 1000 Schweinen homöopathische Dosen des Traubenextraktes ins Futter gemischt. In 180 bis 210 Tagen sollten sich die Ferkel mit einem Startgewicht von 25 Kilogramm das Mastgewicht von bis zu 110 Kilogramm anfuttern. Kürzlich wurde das wissenschaftlich begleitete Experiment abgeschlossen. „Die Ergebnisse sind verblüffend“, sagt Ebner: Der Zusatz sei sowohl den Schweinen als auch der Fleischqualität gut bekommen. Jetzt solle er bei Kälbern getestet werden. Bei der EU will die Firma einen Forschungszuschuss beantragen.

Die Bioflavonoide sind nicht das einzige internationale Projekt von Protekum. Die Kleinkläranlage „Miniclar“ soll demnächst das Wasser der mexikanischen Drei-Millionen-Einwohner-Stadt Guadalajara reinigen. Gemeinsam mit deutschen und mexikanischen Universitäten, Privatfirmen und öffentlichen Einrichtungen ist Protekum Partner beim Projekt „Placemeg“, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird. In dem Miniklärwerk, das es in Größen für 5 bis 50 Personen gibt, zersetzen Mikroorganismen die organischen Schmutzstoffe im Abwasser – ohne chemische Zusätze und ohne Anschluss an die Kanalisation. 17 000 dieser Anlagen würden für das Mexiko-Projekt benötigt. In Deutschland allerdings sind sie nicht zugelassen. Weil ungewöhnliche Lösungen in der deutschen Bürokratie nicht immer vorgesehen sind. ddp

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