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Brandenburg: Reden über die gleichen Helden und Schurken

Von Sandra Dassler Potsdam. „Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der Straßenbahn und lesen.

Von Sandra Dassler

Potsdam. „Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der Straßenbahn und lesen. Plötzlich schauen Sie auf und merken, dass Ihr Gegenüber das gleiche Buch in Händen hält. Nun haben Sie einen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch, das wünschen wir uns doch oft.“

Die neun Frauen (und ein „Quotenmann“), die gestern ihre Initiative „Potsdam liest ein Buch“ vorstellten, sprühen vor Begeisterung über ihre Idee. Die stammt aus Amerika, und die Potsdamer haben sie als erste europäische Stadt aufgegriffen: Alle Bürger lesen das gleiche Buch und reden dann darüber. Zumindest in der ersten Woche im September, in der Lesungen, Filmvorführungen und Diskussionen zum auserwählten Buch stattfinden. Und vielleicht auch schon in den Sommermonaten davor, wenn Zeit ist zum Lesen. Die Aktion soll Menschen miteinander ins Gespräch bringen, die zwar in der gleichen Stadt leben, aber ansonsten in oftmals völlig unterschiedlichen Welten. „Natürlich geht es dabei um Förderung des Gemeinsinns“, sagt Maria Conze, eine der engagierten Initiatorinnen: „Aber unsere Aktion soll vor allem Spaß machen.“

In den kommenden zwei Wochen können die Potsdamer abstimmen, über welches Buch sie mit ihren Kollegen, Nachbarn oder Sportfreunden diskutieren möchten. Eine Jury hat drei Erzählungen ausgewählt, zwischen denen die Entscheidung fallen wird: „Der Alchimist“ von Paulo Coelho, „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink und „Dich schlafen sehen“ von Anne-Sophie Brasme. Alle drei, sagen die Juroren, gehören zur Weltliteratur, bedürfen aber keiner großen Vorkenntnisse und können deshalb alle Potsdamer lachen, weinen, nachdenken und (darüber) reden machen. In Bädern genau wie in Parks oder Cafés. Viele Gaststätten wollen übrigens im Sommer das „Potsdam liest ein Buch-Menü“ anbieten: Wer mit dem auserwählten Werk daherkommt, erhält Rabatt. Käufern der Bücher winkt leider kein Nachlass, was vorentscheidend sein könnte: als Taschenbuch gibt es bislang nur den Schlink. Aber Potsdams Bibliotheken versichern, genügend Exemplare zum Ausleihen parat zu haben.

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