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Regierung bleibt stur: Spender will für Mauerradweg zahlen

Brandenburg bleibt stur. Auch eine angekündigte Spende über 50.000 Euro, die sich sogar noch verdoppeln könnte, bringt die Landesregierung nicht dazu, ihr "Nein" zur Vollendung des Mauerradwegs zu überdenken.

Das Land will nach wie vor keine Unterführung der Bahntrasse bei Mahlow mitfinanzieren. Radler und Spaziergänger auf dem Mauerweg sollen hier einen 1,6 Kilometer langen Umweg machen.

Dabei ist der Mauerradwg, einst von dem heutigen Berliner Grünen-Europaabgeordneten Michael Cramer initiiert, längst ein Erfolgsmodell geworden. Auch renommierte Hotels werben mit einer Tour entlang der ehemaligen Mauer um den Westteil der Stadt, demnächst erscheint eine weitere Auflage des von Cramer verfassten Radführers auf Englisch. Der Weg ist gekennzeichnet, Informationssäulen geben Hinweise zur Geschichte, Stelen an der Trasse erinnern an die an der Mauer getöteten Flüchtlinge. Bis auf wenige Ausnahmen ist der Weg durchgehend asphaltiert. Nun aber soll er bei Mahlow unterbrochen werden. Dort wird die Dresdner Bahn wieder aufgebaut, über die dann Züge zum neuen Flughafen in Schönefeld sowie Richtung Dresden fahren sollen. Um den Mauerweg zu erhalten, müsste hier eine Unterführung gebaut werden.

Die Kosten hat noch niemand exakt ermitteln lassen. Die Schätzungen schwanken zwischen 500 000 Euro und einer Million Euro. Nach Cramers Angaben könnte der Löwenanteil der Summe aus Fördertöpfen entnommen werden. Die Gemeinde Mahlow ist zudem bereit, sich mit 100 000 Euro zu beteiligen. In Berlin hat ein Spender gegenüber dem Tagesspiegel zugesagt, 50 000 Euro zuzuschießen. Die Summe könnte durch weitere Unterstützer wahrscheinlich auf 100 000 Euro erhöht werden, ist der Spender überzeugt, der noch nicht genannt werden will. Brandenburg müsste damit nur noch einen verhältnismäßig geringen Betrag aufbringen. Doch dazu ist das Land nicht bereit. Es gebe wichtigere Projekte, sagt der Sprecher des zuständigen Wirtschaftsministeriums, Steffen Streu. Die Spendenzusage ändere daran nichts. Ein Umweg könne Fußgängern und Radfahrern zugemutet werden. Hierzu müsste aber noch ein Radweg entlang der Bahntrasse gebaut werden, für den es auch keine Finanzierung gibt.

Wie Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) hat auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), den Cramer um Unterstützung gebeten hatte, dem Abgeordneten eine Absage erteilt. Ziel der Landesregierung sei es, Lücken im Radwegenetz vor allem entlang von viel befahrenen Landesstraßen zu schließen. Jedes neue Projekt könne nur zulasten einer anderen Maßnahme verwirklicht werden, schrieb Platzeck an Cramer.

Ähnlich hatte sich Brandenburg vor wenigen Jahren beim Wiederaufbau der Anhalter Bahn bei Teltow verhalten. Auch dort wollte das Land Unterführungen für den Radweg nicht mitfinanzieren. In die Bresche sprang Berlin, das für rund 750 000 Euro auf dem Stadtgebiet zwei Tunnel unter der Bahntrasse bauen ließ – finanziert zum größten Teil aus Fördermitteln.

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