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Brandenburg: Restauration: Ein heißer Ofen für das Glas

Die Besucher der neuen Attraktion im kleinen Dorf Annenwalde bei Templin legen meist ganz freiwillig ihre dicken Mäntel und Jacken oder Mützen ab. Denn ein gewaltiger Ofen entwickelt eine Hitze von mehr als 1000 Grad Celsius.

Die Besucher der neuen Attraktion im kleinen Dorf Annenwalde bei Templin legen meist ganz freiwillig ihre dicken Mäntel und Jacken oder Mützen ab. Denn ein gewaltiger Ofen entwickelt eine Hitze von mehr als 1000 Grad Celsius. Die behält er zwar dank guter Isolierung zum größten Teil im Innern. Doch er strahlt dennoch in den Raum, in dem zusätzlich aus mehreren anderen Gerätschaften auch offene Feuer lodern. Die neue Schau-Glashütte Annenwalde dürfte damit gerade in dieser Zeit einer der heißesten Orte in der ganzen Uckermark sein.

Seit einigen Tagen kann hier jedermann den beiden Glasmachern Rainer Trumpf und Carsten Schur über die Schulter blicken. Die hohe Kunst der Glasherstellung bleibt kein Geheimnis mehr. Ob Teller, Vase, Krug oder Souvenir - alles nimmt seinen Anfang im heißen Ofen. Die fertigen Produkte können direkt in dem neuen Gebäude hinter der alten Schinkelkirche gekauft werden. Im Obergeschoss stellt Hüttenmeister Trumpf eine Auswahl seiner Musterkollektion vor. Der auf eine 18-jährige Erfahrung als Meister zurückblickende gebürtige Görlitzer besitzt in Restauratorenkreisen einen guten Namen. Gerade lässt die Markgräflich Badische Bauabteilung Salem von ihm 700 Tellerscheiben für das Münster des Schlosses Salem produzieren. Weitere Aufträge für das kleine Team in Annenwalde sollen folgen.

Der Verein "Glashütte Annenwalde" will mit dem neuen Haus an die lange Tradition der Glasherstellung in diesem Winkel der Uckermark zwischen Lychen und Templin anknüpfen. 1754 hatte der preußische König eine Konzession zur Glasherstellung erteilt, worauf innerhalb von fünf Monaten eine größere Werkstatt entstand. Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte das Handwerk in dieser Gegend seine Blütezeit. Sand und Mergel waren ebenso reichlich vorhanden, wie Holz zum Beheizen der Öfen. Lastkähne brachten die Flaschen und Ballons aus grünem Wallglas über die Havel bis nach Berlin. Auf dem Rückweg nahmen sie altes Glas zum Einschmelzen mit.

Annenwalde hofft durch die jetzt eröffnete Schau-Glashütte auf noch mehr Touristen im Ort. Schon bisher galt der Ort direkt am Rande des Naturparks "Uckermärkische Seen" als Geheimtipp für Ausflügler. Der mehrfach ausgezeichnete Landgasthof "Kleine Schorfheide" dient als idealer Ausgangspunkt für Touren mit dem Fahrrad, dem Kanu, dem Hydro-Bike, der Pferdekutsche oder zu Fuß. Die Chefin des Gasthofes, Christa Kothe, führt auch den Glashütte-Verein. Ihr Mann Werner betreibt unter anderem die kleine Galerie "Waldhus" im Ortsteil Vorwerk. "Wir wollen die touristischen Angebote der Region möglichst bündeln", sagt Christa Kothe. Künftig sollen in der Glashütte Hüttenabende, Schau-Vorführungen, Vorträge und Ausstellungen stattfinden. Ein weiteres Gebäude werde zu einem internationalen Projektzentrum ausgebaut. Rund eine Million Mark hat der Bau der neuen Attraktion gekostet. Der Verein erhielt Fördermittel des Landes und der EU und nahm Kredite auf. Das Arbeitsamt unterstützt die Bezahlung der Glasmacher und drei weiterer Angestellter.

Die Schau-Glashütte ist täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet, an den Wochenenden ab 11 Uhr. Auskünfte unter Tel. 03987/540 74 (Gasthaus). Annenwalde liegt zwischen Templin und Lychen, von Densow führt eine ein Kilometer lange Allee direkt ins Dorf. Von Templin und Lychen verkehren Busse.

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