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Brandenburg: Revolte gegen Pläne für Haftanstalt

Hobrechtsfelde und Schönow organisieren Widerstand gegen einen Knast mit 650 Plätzen POTSDAM (Ste).Berlin und Brandenburg suchen weiter fieberhaft nach einem Standort für eine Haftanstalt mit 650 Plätzen.

Hobrechtsfelde und Schönow organisieren Widerstand gegen einen Knast mit 650 Plätzen POTSDAM (Ste).Berlin und Brandenburg suchen weiter fieberhaft nach einem Standort für eine Haftanstalt mit 650 Plätzen.Favoriten sind bisher die an der Berliner Stadtgrenze gelegenen Orte Hobrechtsfelde und Schönow.In beiden Dörfern kämpfen Bürgerinitiativen gegen die Baupläne.Berlins Justizsenator Erhart Körting hat die Stadtgutfläche in Hobrechtsfelde jetzt zwar als "Idealstandort" bezeichnet.Da es dort aber große Probleme mit den Bürgern gebe, denke er über Alternativen nach, erklärte Körting.Schönow sei "schlecht erreichbar" aus.Deshalb suche der Senat auch nach anderen Flächen in Berlin oder an den Stadtgrenzen, ohne Hobrechtsfelde und Schönow völlig unbeachtet zu lassen. In Hobrechtsfelde befindet sich der "ideale Ort" in Berliner Eigentum.Vor über 90 Jahren kaufte die Großstadt hier Flächen für die Verbringung ihrer Abwässer.Daran erinnert der Name Hobrechtsfelde - James Hobrecht hatte zusammen mit Rudolf Virchow wesentlich die Kanalisation und die Verrieselung vorangebracht.Später entstand hier eines der vielen Stadtgutflächen.Wichtigstes Zeugnis aus dieser Zeit ist der mächtige Kornspeicher, der in eine künftige Haftanstalt einbezogen werden müßte.Seit 1988 ruht hier die Produktion.Der Ort gehört heute zum größeren Zepernick.Dessen Gemeindevertretung hat die Pläne für eine Haftanstalt einstimmig angelehnt.Die Einwohner, so wurde auf einer lebhaften Versammlung deutlich, fürchten sich vor den Inhaftierten und einem Imageverlust für den Ort.In ihrer Angst wandten sie sich an Ministerpräsident Stolpe.Der hatte zugesichert, daß die Landesregierung nicht gegen den Willen der 200 Hobrechtsfelder eine Neubau durchsetzen werde.Der Stadt Berlin gehören zwar die Grundstücke, nicht aber die Planungshoheit. In Schönow sind die Einwohner auf ihre Nachbarorte Hobrechtsfelde und Zepernick nicht gut zu sprechen.Denn diese hatten die ehemaligen russischen Kasernen in Schönow erst als möglichen Standort für eine Haftanstalt ins Gespräch gebracht.Sie lösten damit aber einen regelrechten Proteststurm aus.Vor allem Neu-Schönower, die erst vor kurzer Zeit aus Berlins ins Grüne gezogen waren, trommelten eine Bürgerinitiative zusammen.Sie seien nicht aus der Großstadt geflüchtet, um künftig in der Nähe einer großen Haftansatlt zu leben, hieß es auf Unterschriftenlisten. Doch die Zeit drängt.Spätestens 1999 soll mit dem Bau einer 100 Millionen Mark teuren Haftanstalt begonnen werden.40 der 650 Haftplätze sind für Brandenburger reserviert.Brandenburg baut jetzt Gefängnisse in Cottbus und in Wriezen.Derzeit gibt es rund 2100 Häftlinge, Berlin zählt 4700.

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