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Rüdersdorf: Landesareal an Rocker verpachtet

Der in den Rockerkrieg verstrickte "Gremium MC" errichtet in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland) am östlichen Stadtrand Berlins eine neue Zentrale. Die Gemeinde ist alarmiert.

Das frühere LPG-Gelände gehört den landeseigenen Berliner Stadtgütern. Deren Geschäftsführer Peter Hecktor will den Pachtvertrag nun rückgängig machen, er sieht sich von den Rockern getäuscht.

Rüdersdorfs Bürgermeister André Schaller (CDU) jedenfalls befürchtet das Schlimmste: Unbeteiligte könnten in die gewalttätigen Auseinandersetzungen des Berliner „Gremium MC“ mit anderen Rockerclubs wie Hells Angels und Bandidos hineingezogen werden. Mitglieder des Clubs lehnten den Rechtsstaat ab. Tatsächlich veranstaltete der Club vor zwei Wochen auf dem seit 1990 ungenutzten Gelände mit Wohnhäusern und Garagenhallen zur Einweihung eine „Baustellenparty“, beim Ordnungsamt Rüdersdorf war dies angemeldet, 150 Gäste aus dem Bundesgebiet wurden erwartet. Bei einer Großkontrolle fand die Polizei Messer, Teleskopschlagstöcke, Quarzhandschuhe, Reizgasflaschen, Axtstiele und Gewehrpatronen.

Ein mit Rockerkriminalität befasster Ermittler sagte dem Tagesspiegel, dass der „Gremium MC“ Berlin seinen Schwerpunkt nach Rüdersdorf verlagern wolle. Einige Mitglieder seien einschlägig vorbestraft, als Türsteher aktiv, „es gibt einzelne Bezüge zum Rauschgifthandel“. Allerdings war der Club in den vergangenen Jahren ins Hintertreffen geraten, Mitglieder liefen zu anderen Organisationen über. Denn Hells Angels und Bandidos expandieren massiv in Brandenburg und liefern sich blutige Auseinandersetzungen. Es geht um Einfluss in der Türsteherszene, Drogen-, teils auch Waffenhandel. „Gremium MC“ wolle sich in der Hauptstadtregion nun wieder als „dritte Macht präsentieren“, sagte der Ermittler. Zuletzt kam es in Potsdam zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Gremium-Mitgliedern und den dort neu ansässigen Hells Angels.

Inzwischen gab es Gespräche der Polizei mit dem Gremium-Präsidenten „Wir haben eine klare Situation geschaffen und die Sache im Blick“, hieß es bei den Ermittlern. Die Sicherheitslage habe sich nicht dramatisch verschärft. „Die Outlaw-Rocker sind insgesamt ein polizeiliches Problem.“

Stadtgüter-Chef Hecktor hat nun Anwälte eingeschaltet. Sie sollen prüfen, ob der Vertrag über 50 Jahre Erbbaupacht gelöst werden kann – wegen Vertrauensbruchs. „Bei Vertragsunterzeichnung im Juni gab es keine Anzeichen dafür, dass es sich um einen Rockerclub handelt, es war ein schlüssiges Konzept“, sagte er. Die Vertragspartner hätten von einer Werkstatt für die „Rüdersdorfer Harley- Freunde“ gesprochen. Einer der Motorradfans ist nach Informationen des Tagesspiegels der Präsident des Berliner „Gremium MC“, er lebt in Rüdersdorf und war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

„Wir wollen nicht, dass es negative Auswirkungen von unseren Grundstücken auf Nachbarn gibt“, sagte der Stadtgüter-Chef. Intern heißt es sogar, Grundstücke des Landes Berlin dürften nicht an kriminelle Vereinigungen oder mafiöse Strukturen gehen. Alexander Fröhlich

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