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Sachsenhausen: Immer mehr Touristen besuchen KZ-Gedenkstätte

Über 400.000 Besucher kamen nach Sachsenhausen – die Zahl der Berliner Schüler nimmt hingegen ab.

Oranienburg – Das Interesse an der Gedenkstätte für das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg hat deutlich zugenommen. Mehr als 400 000 Menschen besuchten im Vorjahr das Gelände und die zahlreichen Museen. Das sind 50 000 mehr als 2007.

Vor allem ausländische Gäste, darunter sehr viele Spanier, trugen zu dieser Bilanz bei. „Wir können die Werte nur schätzen, orientieren uns aber an den Ausleihzahlen für den Audio-Guide“, sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Professor Günter Morsch, am Montag in Oranienburg. „50 000 Ausleihen stehen in den Büchern und fast jeder zehnte Besucher begibt sich mit so einem elektronischen Führer in die Gedenkstätte. Womöglich nähern wir uns damit schon der Zahl von einer halben Million.“ Inzwischen sei schon fast die Kapazitätsgrenze erreicht, um alle Besuchergruppen angemessen zu betreuen.

Einen immer geringeren Anteil machen Berliner Schulklassen aus. „Hier stellen wir im Unterschied zu Brandenburger Schulen einen drastischen Rückgang fest“, beklagte Morsch. „Wir können uns das nicht erklären, vermuten aber Lehrer- und Zeitmangel an den Berliner Schulen als Ursache.“

Wer in diesem Jahr nach Sachsenhausen kommt, erlebt einige neue Ausstellungen: Schon am kommenden Sonntag wird eine Dokumentation über das Fälscherkommando im KZ eröffnet, in dem mehr als 130 jüdische Häftlinge von Dezember 1942 bis Februar 1945 ausländische Devisen, Pässe und andere Dokumente fälschen mussten. Der im Vorjahr mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnete Streifen „Die Fälscher“ machte das Schicksal der Häftlinge weltbekannt. Deshalb gibt es jetzt auch auf der Internetseite eine umfassende Information zu diesem Kommando. Die Ausstellung, zu deren Eröffnung am Sonntag ab 14 Uhr auch ein Überlebender des Fälschertrupps erwartet wird, zeigt zahlreiche originale Dokumente und Druckvorlagen.

Im Mittelpunkt der Gedenkstättenarbeit steht der Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren. Ab November erinnert eine Ausstellung an die Verfolgung der intellektuellen und künstlerischen Eliten aus Polen und Tschechien durch die Nationalsozialisten. Schon im Spätherbst 1939 wurden 169 Wissenschaftler der Uni Krakau sowie die ersten 100 von später 600 katholischen Geistlichen nach Sachsenhausen deportiert. Ihnen folgten wenig später 1200 Studenten aus Prag.

In der Stadt Brandenburg soll in diesem Jahr auf dem Gelände des alten Zuchthauses mit dem Bau einer Gedenkstätte zur Erinnerung an die Krankenmorde während der NS-Zeit begonnen werden. In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich die „mutmaßlich erste Gaskammer der Euthanasieaktion“, wie der Stiftungsdirektor sagte. Im Januar 1940 sei es hier zu den ersten Tötungen durch Kohlenmonoxid gekommen. Später ließ die NS-Justiz mehr als 2000 Menschen aus ganz Europa hinrichten.

Mehr Details unter: www.gedenkstaette-sachsenhausen.de

 Claus-Dieter Steyer

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