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Brandenburg: Sanssouci: Preußens Perle der Gartenkunst glänzt nun wieder

Der Traum vom preußischen Arkadien hat am Südostrand des Parks Sanssouci auf nur fünf Hektar eine besondere Gestalt angenommen. Aus dem Blattwerk uralter Ulmen trillern Nachtigallen, ein winziger Bach ergießt sich in einen Teich, am Ufer sitzt, zur Plastik erstarrt, versonnen ein Knabe mit Angel.

Der Traum vom preußischen Arkadien hat am Südostrand des Parks Sanssouci auf nur fünf Hektar eine besondere Gestalt angenommen. Aus dem Blattwerk uralter Ulmen trillern Nachtigallen, ein winziger Bach ergießt sich in einen Teich, am Ufer sitzt, zur Plastik erstarrt, versonnen ein Knabe mit Angel. Der historische Marlygarten nahe der Friedenskirche wurde am Freitag nach langjähriger Restaurierung der Öffentlichkeit übergeben.

Potsdam-Sanssouci hat damit eine Anlage des 19. Jahrhunderts zurückerhalten, die der Auftraggeber, der kunstbesessene Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861), als "Perle der Gartenkunst" lobte. Dem Gartendirektor der Schlösserstiftung, Michael Seiler, gilt das Areal als die raffinierteste Gartenanlage des berühmten Gartenbaumeisters Peter Joseph Lenné neben der Pfaueninsel.

Am Anfang stand ein Witz: Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) ließ1715 vor den Toren Potsdams einen Küchengarten anlegen. Den nannte der für Sparsamkeit und militärischen Drill bekannte Monarch spöttisch "mein Marly". Der allem Prunk abholde Preuße spielte damit auf den gigantischen gleichnamigen Garten von Ludwig XIV. bei Paris an. Eine Gemeinsamkeit gab es aber doch: So wie der Sonnenkönig nutzte der Soldatenkönig das Idyll als Rückzugsort.

Für dieses Gelände gab sein Nachfahr Friedrich Wilhelm IV. 1845 einen Landschaftsgarten in Auftrag. Lenné schuf, so Seiler, mit dem Erdaushub für den großen Teich an der Friedenskirche eine sanfte Bodenmodellierung mit einem feingegliederten Wegenetz. Immer wieder musste der Garten, dessen "Poesie" die Zeitgenossen priesen, in den folgenden anderthalb Jahrhunderten überarbeitet werden, so etwa um 1920 wegen eines großen Ulmensterbens.

Jetzt ist das Gelände beinahe vollständig wiederhergestellt. Die Besucher können auf verschlungenen Wegen wie zu Lennés Zeiten unter hohen Platanen schlendern und sich an dem Blumenbeet erfreuen, das sich nach englischem Vorbild wie ein Fächer vom Hügel in den Pleasureground schiebt. Rote und rosa Tulpen, Rosen, Goldlack und Stiefmütterchen wachsen dort wie einst.

Jörg Wacker von der Gartendirektion verweist auf das ausgeklügelte Spiel von Licht und Schatten im Marlygarten. Bäume und Sträucher seien wie in einer Theaterkulisse gepflanzt, um größere Raumtiefe vorzuspiegeln.

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