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Brandenburg: Schloss Paretz: Angestiftete Auferstehung

Das klingt nach Erpressung: "Ich gebe das viele Geld nur, wenn die andere Seite auch mit ihren Millionen einsteigt." Die Berliner Verlegerin Ruth Cornelsen sagte vor fast drei Jahren diesen gewichtigen Satz und brachte ihre Gesprächspartner damit in Zugzwang.

Das klingt nach Erpressung: "Ich gebe das viele Geld nur, wenn die andere Seite auch mit ihren Millionen einsteigt." Die Berliner Verlegerin Ruth Cornelsen sagte vor fast drei Jahren diesen gewichtigen Satz und brachte ihre Gesprächspartner damit in Zugzwang. Die vertraten das Land Brandenburg und stimmten dem Deal nach reiflicher Überlegung schließlich zu. Das Ergebnis kann seit gestern in Paretz zwischen Potsdam und Ketzin bewundert werden: das umfassend renovierte Schloss.

Die Cornelsen-Kulturstiftung zahlte 1,7 Millionen Mark für die Restaurierung der kostbaren Papiertapeten, das Land als Schlosseigentümer rund sieben Millionen für die Fassade und die ersten neun Räume. Ruth Cornelsen, Witwe des Medienverlegers Franz Cornelsen, plauderte während der Eröffnungsfeiern am Wochenende sichtlich zufrieden mit Hans-Joachim Giersberg. Der kurz vor seiner gesundheitlich bedingten vorfristigen Pensionierung stehende Chef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg sprach denn auch von einem "gelungenen Coup". Oder, wie es Ruth Cornelsen ausdrückt: "Stiftungen sollen anstiften. Und das ist bei Schloss Paretz wunderbar gelungen."

Als Vorstandsmitglied des Vereins "Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten", so Ruth Cornelsen, habe sie sich bewusst für den einstigen schlichten Sommersitzung von König Friedrich III. und seiner Gemahlin Luise eingesetzt. Schließlich gehöre Paretz noch immer nicht zur Schlösserstiftung von Professor Giersberg. Anfang der neunziger Jahre hatte dieser zwischen den Schlössern in Paretz und Caputh zu entscheiden. Die Wahl fiel auf das letztere Anwesen am Schwielowsee. Und doch hat auch Giersberg ein besonderes Verhältnis zu den mit exotischen Vögeln und Landschaften bemalten und jetzt aufwendig restaurierten Papiertapeten aus der Zeit um 1800. "Sie wurden 1947 in Paretz abgenommen und auf dem Boden des Neuen Palais in Potsdam gelagert", sagte er.

"Als ich Anfang der sechziger Jahre nach Sanssouci kam, bin ich selbst nach oben geklettert. Ich habe die Tapeten gewendet und Packpapier dazwischen gelegt, damit an sie Luft kommt und nichts passiert." Nun sei der wichtigste Schmuck des Hauses glücklicherweise wieder an Ort und Stelle. Ruth Cornelsen will auch künftig in Brandenburg und Berlin viel "anstiften". Wie gerade in Paretz zu erfahren war, wirkt privates Engagement offenbar ansteckend. Der inzwischen 1126 Mitglieder zählende Verein der Schlösserfreunde stellte viel Geld für den Kauf alten Mobiliars zur Verfügung. Allein 280 000 Mark kosteten zwei Vasen mit der jeweiligen Vorder-und Hinteransicht des Gebäudes. Um 1833 gehörten sie zu einer Geschenkkollektion Preußens für das russische Zarenhaus.

Nach der Revolution von 1917 gelangten sie in den Kunsthandel. Ein Auswanderer nahm sie mit nach Israel. Von dort führte ihr Weg im vergangenen Jahr nach Deutschland, wo sie zufällig als Kostbarkeit entdeckt wurden. Die Königliche Porzellan Manufaktur in Berlin übernahm die Restaurierung und der Verein die Bezahlung. Am Sonnabend fehlten nur 5000 Mark. "Aber ich bin mir sicher, dass ich in kurzer Zeit das Geld zusammenbekomme", sagte der Vereinsvorsitzende Professor Thomas Gaehtgens zuversichtlich. Er sollte Recht behalten.

Schloss Paretz öffnet bis 4. November dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, danach bis 30. November nur am Wochenende. Von Berlin über die Autobahnabfahrt Potsdam-Nord erreichbar. Von Potsdam Hauptbahnhof fährt der Bus 614 bis zum Schloss.

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