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Brandenburg: Schönbohms nächste Niederlage

Alles Hoffen half nicht: CDU-Chef muss in Potsdam bleiben und das Wahldesaster aufarbeiten

Potsdam - „Es wäre ein eleganter Abgang aus Brandenburg geworden“, kommentierten Christdemokraten. Doch CDU-Landeschef und Innenminister Jörg Schönbohm, der wegen seines Proletarisierungsvorwurfs an die Ostdeutschen in Brandenburgs Union für die verpatzte Bundestagswahl mitverantwortlich gemacht wird, geht nicht als Verteidigungsminister nach Berlin. Das steht seit gestern endgültig fest. Für den 68-Jährigen wäre das die Krönung seines Lebenswerks gewesen. Der frühere General hatte sich zunächst Hoffnungen auf das Amt gemacht: „Wer ist sonst in der CDU da?“ Zuletzt glaubte er aber wohl selbst nicht mehr daran und reagierte auf Fragen nach seinen Chancen zuletzt unwirsch: „Mit mir hat keiner gesprochen.“

Aus der Landespartei waren mitfühlende, aber auch hämische Kommentare zu hören: „Wir hätten uns sehr für Schönbohm gefreut, wenn er Verteidigungsminister geworden wäre“, sagte Generalsekretär Sven Petke, „er hätte sein enormes Wissen einbringen können.“ Hingegen sprachen Kritiker Schönbohms von einer „neuen Bruchlandung“: Er habe seinen Einfluss in der Bundespartei überschätzt.

Weitgehend einig sind sich CDU-Spitzenpolitiker darin, „dass es hilfreich gewesen wäre, wenn Schönbohm einen Ruf von Merkel erhalten hätte“. Man hätte den von vielen gewünschten „geordneten Übergang“ in der Führung der Landes-CDU ohne Gesichtsverlust für Schönbohm vollziehen können.

Der CDU-Kreischef von Märkisch- Oderland, Dierk Homeyer, warnte davor, die notwendige Erneuerung der Partei, die in den letzten Jahren zur drittstärksten Kraft hinter die PDS zurückgefallen ist, hinauszuschieben. „Wenn wir nach außen sympathischer werden wollen, muss sich das auch mit Personen verbinden.“ Nur mit sympathischen Gesichtern an der Spitze komme die CDU „aus der 20-Prozent- Falle“ heraus und könne die „kleinen Leute“ gewinnen, sagte Homeyer,

Das sehen zwar auch andere Spitzenpolitiker der CDU so, doch äußern sie sich nicht offen – aus Loyalität zu Schönbohm, dem man einen ehrenvollen Abgang ermöglichen müsse, wie ein Vorstandsmitglied sagte. So wird Schönbohm trotz einiger Rücktrittsforderungen aus der CDU vermutlich vorerst im Amt bleiben. Er sei bis 2007 gewählt, betonte Petke. Schönbohm selbst sagte, dass er 2007 nicht erneut kandidieren wolle.

Zunächst will Schönbohm die Wahlniederlage aufarbeiten: Den Auftakt sollte gestern Abend ein Treffen des Geschäftsführenden Landesvorstandes mit den zehn – gescheiterten – Direktkandidaten bilden. Für Sonnabend ist eine Klausur des Landesvorstands mit den Kreisvorsitzenden geplant.

Michael Mara

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