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Brandenburg: Schönefeld spielt im Wahlkampf kaum eine Rolle Flughafenausbau bleibt das Topthema bei den Anwohnern

Von Claus-Dieter Steyer Mahlow / Königs Wusterhausen. Die Protestplakate an den Zäunen und Laternenmasten rund um den Flughafen Schönefeld verblassen.

Von Claus-Dieter Steyer

Mahlow / Königs Wusterhausen. Die Protestplakate an den Zäunen und Laternenmasten rund um den Flughafen Schönefeld verblassen. Selbst die Aufkleber an den Autos sind vergilbt. „Großflughafen in Schönefeld? Mit uns nicht“, ist auf dem Wagen in der Durchgangsstraße in Mahlow gerade noch zu entziffern. „Da sehen Sie mal, wie lange wir schon protestieren“, ruft der Autobesitzer aus dem Vorgarten. „Fünf Jahre klebt das Ding da schon drauf. Wenn das Gezeter um das Monstrum so weiter geht, fahren noch meine Kinder mit dem gelben Kuckuck herum.“ So nennt er das Symbol des den Widerstand gegen den Großflughafen organisierenden Bürgervereins Berlin-Brandenburg.

Im Handumdrehen wandelt sich der kleine Dialog über den Gartenzaun zu einer Dorfstraßen-Debatte. Rasch fallen Schlagworte wie „Geldverschwendung“, „Krach“, „Gift vom Himmel“, „Politikergeschwätz“, „Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht“, „Protest“. Vor allem die am Freitag unterzeichnete Absichtserklärung zur Privatisierung der Flughafengesellschaft und zur Eröffnung des Airports 2008 oder 2009 bringt die Menschen auf die Palme. „Das ist doch nur Show im Wahlkampf“, meint Karin Schröder. „Eigentlich haben sich alle großen Parteien doch nur lächerlich gemacht, weil sie nicht mal einen ordentlichen Vertrag hinbekommen haben.“

Die vergilbten Plakate in den Straßen täuschen also gewaltig über die tatsächliche Ablehnung des Airportprojektes. Das bestätigt Ferdi Breidbach, Chef der Bürgerinitiative gegen einen Großflughafen in Schönefeld. „Bei uns stehen seit Bekanntwerden der Absichtserklärung die Telefone nicht mehr still“, sagt er. „Wir werden mit Fragen geradezu überhäuft.“ Der Ex-CDU-Bundestagsabgeordnete wiederholt seine Argumente. Gegen einen Großflughafen sei grundsätzlich nichts einzuwenden, aber Schönefeld sei wegen der dichten Besiedlung völlig ungeeignet. Es müsse eine „ostdeutsche Gesamtlösung“ her. Nicht nur das weiter südlich gelegene Sperenberg, das die Landesregierung lange bevorzugte, sondern auch Stendal solle in eine „sachliche und nicht unter Zeitdruck stehende Diskussion“ einbezogen werden. „Am besten wäre, das Projekt für etwa fünf Jahre ruhen zu lassen. Danach sieht der Bedarf an einem vielleicht schon ganz anders aus.“

Je länger die spontanen Unterhaltungen auf den Straßen und Plätzen dauern, desto mehr wird der Grund für die Diskussionsfreude deutlich. Wahlkampf, in dem das Thema Großflughafen eine Rolle spielen könnte, findet in der Gegend kaum statt. Am häufigsten ist noch der SPD-Bundestagskandidat Peter Danckert unterwegs.

Doch auf seinem Tisch, den er vor einem Einkaufszentrum in Königs Wusterhausen aufgebaut hat, fehlen Blätter oder Broschüren zur Flughafen-Diskussion. „Die Menschen kennen meine ablehnende Haltung zu einem Neubau“, sagt Danckert. „Damit habe ich schon vor vier Jahren meinen Wahlkreis rund um Schönefeld gewonnen.“ Aus seiner Sicht sei es unproblematisch, dass sowohl die SPD in Brandenburg als auch in Berlin einen Großflughafen am Stadtrand verlangen. „Für mich sind die rechtlichen Risiken viel zu groß. Ein neuer Flughafen braucht beispielsweise einen 24-Stunden-Betrieb, aber den wird ein Gericht angesichts der Bevölkerungsdichte kaum genehmigen.“ Er sei für eine Ertüchtigung des jetzigen Airports sowie für eine Prüfung Sperenbergs.

Lediglich in einem Ort ist Zustimmung zu hören. „Es muss doch endlich Klarheit herrschen“, sagt eine Frau in Diepensee. „Wir müssen umziehen, da kann es jetzt kein Zurück mehr geben.“ Im nahen Deutsch Wusterhausen entstehen bereits die ersten Häuser für die 335 Einwohner des alten Dorfes. Es muss für die Startbahn Platz machen, falls der Großflughafen wirklich kommt.

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