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Brandenburg: Schönefeld: Umweltamt entdeckt hohe Dioxinwerte

Neue Messungen am Flughafen bestätigen Gewässer-Belastung

Potsdam/Hamburg. Die Gewässer um die ehemalige Kläranlage des Flughafens Schönefeld sind laut „Spiegel“ stärker mit hochgiftigen Dioxinen und Furanen belastet als bislang angenommen. Dies geht dem Nachrichtenmagazin zufolge aus einem internen Bericht des Landesumweltamtes Brandenburg hervor. Darin heißt es: „Die Ergebnisse zeigen ungewöhnlich hohe Dioxin-/Furankonzentrationen“, die „je nach Durchströmung langfristig mit dem Wasser in Richtung Zeuthener See verfrachtet“ würden.

Die im Juni gemessenen Werte liegen den Angaben zufolge bis zum Zwölffachen über den in der Bundes-Bodenschutzverordnung festgesetzten Grenzwerten. Am schlimmsten verseucht sei ein Regenwasserrückhaltebecken, das in starkem Maße als Bade- und Angelgewässer genutzt werde.

Schon im März hatten Experten im Auftrag des Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB), der sich gegen den Ausbau Schönefelds zum Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) wendet, im Bodenschlamm eines Tümpels und im Grundwasser nahe der Gemeinde Diepensee alarmierende Dioxin-Konzentrationen festgestellt, so der „Spiegel“. Brandenburgs Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD) schloss eine „akute Gefährdung“ der Anwohner damals aus.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Potsdamer Staatsanwaltschaft ein Verfahren nach Anzeigen der Flughafengegner vom BVBB, die schwere Verstöße gegen das Umweltstrafrecht sehen, eingestellt. Die Behörde sieht im Streit um Dioxin-Belastungen auf dem Gelände des künftigen Großflughafens Schönefeld keinen Hinweis auf eine Straftat. Der Verein legte Beschwerde ein.

In seinen gegen Unbekannt gerichteten Anzeigen bezog sich der Bürgerverein auf mögliche Umweltkriminalität durch weiträumige Verseuchung von Böden und Gewässern. Die Staatsanwaltschaft hatte geprüft, ob Behörden durch Untätigkeit die Ausbreitung des Giftes zuließen. Es habe sich jedoch kein Anfangsverdacht für eine Straftat ergeben.

Der Streit um angebliche Dioxin-Belastungen in Schönefeld schwelt seit Monaten. Umweltminister Birthler bezeichnete mehrfach Vorwürfe als falsch, wonach es eine solche Belastung für das Grundwasser im Bereich des geplanten Großflughafens gebe. Alle Untersuchungen des Trinkwassers durch die Behörden hätten ein negatives Ergebnis erbracht.  Bereits seit 1996 ist laut Birthler eine hohe Dioxinkonzentration im Bereich des zwei Jahre später stillgelegten Klärwerks Diepensee (Dahme-Spreewald) bekannt. Die nötigen Maßnahmen zur Beseitigung der Belastung seien ergriffen. Der BVBB hatte der Landesregierung und den Umweltbehörden wiederholt vorgeworfen, zu Gunsten der Berlin-Brandenburg-Flughafen-Holding gegen Straf- und Umweltschutzgesetze verstoßen zu haben.

Das Dioxin ist, wie berichtet, vermutlich durch eine Reaktion von sowjetischen Desinfektionsmitteln aus Flugzeug-Toiletten mit anderen Substanzen im damaligen Klärwerk entstanden. Bereits im März hatte die Flughafengesellschaft „sehr hohe Dioxinkonzentrationen“ bestätigt. Sie lagen demnach doppelt so hoch wie der zulässige Wert für Industrieflächen und das 22-fache über dem Grenzwert für Wohnbebauung. dpa/kt

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