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Brandenburg: Schreibreform spaltet die Koalition

SPD für Beibehaltung, CDU für Abschaffung

Potsdam. – Der bundesweite Streit um die Rechtschreibung spaltet die große Koalition. Während Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) klar gegen einen Rückschritt zur alten Rechtschreibung ist, plädiert Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) dafür. Reiche sagte gestern in Potsdam, Deutschland habe dringendere Probleme, als über die Reform der Reform nachzudenken. Der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“, sagte er, wenn die Rechtschreibreform kippe, habe Deutschland seine Reformunfähigkeit bewiesen.

Junghanns wies diese Äußerungen scharf zurück. Deutschland müsse seine Reformfähigkeit nicht bei der Rechtschreibung beweisen, sondern auf dem Gebiet der Wirtschaft und Arbeit, sagte er. Die Bundesregierung müsse die Fehler der HartzReform korrigieren. Die Rechtschreibreform habe sich de facto schon von selbst erledigt.

Zuvor hatte bereits Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) für eine Rücknahme der Reform plädiert. Er betonte: „Ich glaube, dass die Rechtschreibreform zum Scheitern verurteilt ist. Mit ihr wurde ein technokratisches Monstrum geboren. Sprache ist ein lebendiger Organismus, den man nicht durch Entscheidungen einer Kultusministerkonferenz ändern kann.“ Als Berliner Innensenator hatte er die Reform allerdings im Jahr 1998 in den Verwaltungen angeordnet. Ihr stehe „nichts mehr entgegen“, schrieb er damals an die Behörden.

Reiche kritisierte die Entscheidung der Verlage Axel Springer und Spiegel, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. „Ausgerechnet die Verlage, die immer nach Reformen rufen, richten jetzt ihr Fähnlein nach dem Wind. Ich finde das nicht sehr konsequent,“ sagte er. Unklar sei auch, welche Regeln in Zukunft gelten sollten. ddp/dpa/sve

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