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Brandenburg: Schüler sollen mehr über die DDR lernen

Bildungsminister will Auseinandersetzung mit SED-Staat fördern, um der Verklärung entgegenzuwirken

Potsdam - Auch mit Blick auf die aktuelle Debatte um Spätfolgen der SED-Diktatur will Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) „einen neuen Zugang zur Vermittlung von DDR-Geschichte“ an den Schulen erreichen. „Jugendliche dürfen nicht unseren Staat und die soziale Marktwirtschaft ablehnen, weil ihre Eltern oder Verwandten von der Wende persönlich bitter enttäuscht sind und der nachwachsenden Generation erklären, dass zu DDR-Zeiten alles viel besser war“, erklärte Rupprecht am Dienstag in Potsdam.

CDU-Landeschef und Innenminister Jörg Schönbohm, der die aktuelle Debatte durch seine umstrittene These von der „Verproletarisierung“ bestimmter Teile der Bevölkerung durch die SED ausgelöst hat, begrüßte die Initiative Rupprechts: „Wir brauchen eine offene Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte. Nostalgie bringt uns nicht weiter“, sagte Schönbohm dem Tagesspiegel. Er werde Rupprechts Bemühungen um eine breitere Behandlung des Themas an den Schulen unterstützen.

Der Bildungsminister kündigte an, dass in Zusammenarbeit mit der Stasi-Unterlagenbehörde jetzt an die 440 weiterführenden Schulen des Landes Informationsmappen über den Staatssicherheitsdienst verschickt würden. Sie enthielten speziell für den Unterricht ausgearbeitete Informationen über das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), darunter auch didaktisch aufgearbeitete Auszüge aus Stasi-Akten, sowie andere „gezielte Angebote für Lehrkräfte“. Rupprecht begründete seine Initiative mit Tendenzen der Verklärung der DDR in Teilen der Bevölkerung. Im Rückblick werde vorwiegend von sicheren Arbeitsplätzen und sozialer Absicherung gesprochen. „Leben in der DDR hieß jedoch auch Bevormundung, staatliche Gängelung bis hin zu einem riesigen Spitzelapparat“, sagte Rupprecht.

Die Linkspartei/PDS warnte vor einer einseitigen Darstellung. Gegen die Vermittlung eines „objektiven DDR-Geschichtsbildes“ sei nichts einzuwenden, sagte die Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl, Dagmar Enkelmann. Doch dürfe das Bild der DDR nicht auf die Staatssicherheit reduziert werden: „Die DDR war nicht nur Stasi.“ Außerdem glaube sie nicht, „dass junge Leute heute deshalb kritisch zur Gesellschaft stehen, gewaltbereit und empfänglich für rechtsextreme Parolen sind, weil ihre Eltern Probleme mit dem Staat haben“. Die Jugendlichen hätten vielmehr selbst Probleme mit diesem Staat.

Brandenburg war das erste Land, das 2002 – damals noch durch Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) – mit der Birthler-Behörde einen Vertrag über eine Zusammenarbeit geschlossen hat, um neue Wege bei der Auseinandersetzung mit der DDR an den Schulen zu gehen.

Michael Mara

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