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Brandenburg: Schulbusunglück: Busunternehmer: Schüler sind Sicherheitsrisiko

"Die Busfahrer sind nach wie vor Freiwild für die Schüler." Fritz Sdunek, Vorstandsvorsitzender des Omnibusverbandes Brandenburg, beklagt gut ein Jahr nach dem Unglück von Altlandsberg immer noch teils chaotische Zustände in Bussen.

"Die Busfahrer sind nach wie vor Freiwild für die Schüler." Fritz Sdunek, Vorstandsvorsitzender des Omnibusverbandes Brandenburg, beklagt gut ein Jahr nach dem Unglück von Altlandsberg immer noch teils chaotische Zustände in Bussen. "Es ist sogar noch schlimmer geworden." Da oftmals keine Betreuer einsteigen und sich viele Lehrer nach Schulschluss nicht mehr zuständig fühlten, tragen Schüler Rivalitäten lautstark und handgreiflich aus - der Fahrer wird abgelenkt. Zudem sei einer seiner zwölf Busse nach einer Tour durch den Landkreis Barnim "zerschlitzt, mit Hakenkreuzen und SS-Zeichen beschmiert" zurück auf den Hof gefahren. Er war erst kürzlich für 12 000 Mark von Vandalismusschäden gereinigt worden.

Alle 500 Fahrzeuge der 64 Mitgliedsbetriebe hat Sdunek nicht überprüft - er ist aber überzeugt, dass die meisten auch der nicht verbandsgebundenen Firmen einen Sicherheitsbügel aus Blech vor jenem Hebel am Fahrersitz angebracht haben, der mutmaßlich von einem Schüler betätigt wurde. Nach Auskunft des Verkehrsministeriums sind Trennwände im Schulbus-Betrieb inzwischen vorgeschrieben. Eine landesweite Kontrolle auf eine Absicherung der Fahrersitz-Hebel hat es aber offenbar nicht gegeben: Beim Verkehrsministerium hieß es, die Fachaufsicht liege beim Bildungsministerium - dort wiederum verwies der Sprecher auf Verkehrministerium und Schulträger. Auch um Machtkämpfe zwischen Jüngeren und Älteren in Bussen zu verhindern, können Brandenburgs Schulen den Unterricht je nach Klasse zwischen 7.30 und 8.40 Uhr beginnen lassen. Wo dies bereits praktiziert wird, war in der Pressestelle des Bildungsministeriums nicht zu erfahren. Sduneks Erfahrung nach sind es wenige.

Nach Altlandsberg hatte es "Runde Tische" mit Vertretern von Kommunen, Schulen, Ministerien und Busbetreibern gegeben. Nunmehr werden Videoüberwachung und "Black Boxes" für Busse bezuschusst, die Schulträger sollen die Sicherheit an Haltestellen überprüfen. Sdunek: "Da springen Schüler als Mutprobe mit dem Rücken zum Bus auf die Straße."

Annette Kögel

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