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Schutzgeldprozess gegen Hells Angels: Totes Schaf vor der Tür des Tätowierers

Es geht um Schutzgelderpressung und eine blutige Drohung: Ein abgestochenes Schaf sollen drei Hells Angels als Drohung vor der Haustür eines Tätowierers hinterlassen haben. Das Opfer steht unter Polizeischutz.

Potsdam/ Berlin - Es geht um Schutzgelderpressung und eine blutige Drohung: Ein abgestochenes Schaf sollen drei Hells Angels als Drohung vor der Haustür ihres Opfers hinterlassen haben. Vor dem Landgericht Potsdam müssen sich ein 41-Jähriger aus dem harten Kern der Rockerbruderschaft sowie zwei weitere Höllenengel wegen räuberischer Erpressung verantworten. Der Prozess findet unter für märkische Verhältnisse enormen Sicherheitsvorkehrungen statt. An zwei Personenschleusen werden alle Prozessbeobachter durchsucht, Personalien müssen abgegeben werden. Rund 20 Rocker, darunter Mitglieder der besonders aktiven Hells-Angels-Dependance in Berlin-Hohenschönhausen, sitzen für jedermann erkennbar im Saal.

Das Opfer ist ein Tätowierer aus Beelitz, er ist auch der Hauptbelastungszeuge. Der Mann steht unter Polizeischutz und war aus Sicherheitsgründen nicht erschienen. Per Videokonferenz vernahm das Gericht den Ex-Inhaber eines Tattoo-Studios. Der Prozess gibt Einblicke in die Geschäftspraktiken der Angeklagten: Von August 2008 bis September 2009 sollen sie bis zu 1200 Euro Schutzgeld von ihm kassiert haben. Die 23 bis 41 Jahre alten Männer hätten versucht, ihn aus dem Geschäft zu drängen, erzählt er. Der Jüngste der Rocker habe von einer Koppel am Seddiner See ein Schaf gestohlen, das Tier getötet, und den Kadaver vor der Tür des Tätowierers abgelegt. Zuvor, erklärte der Ex-Studio-Inhaber, habe er bei den Rockern finanzielle Hilfe gesucht, um das Geschäft überhaupt eröffnen zu können. Als Gegenleistung soll er monatlich 25 Prozent seines Umsatzes abgegeben haben. Doch der Laden lief schlecht, der Inhaber nahm bei einem der Rocker einen Zusatzkredit auf. Weil er nicht pünktlich bezahlen konnte, sollen die Höllenengel gedroht haben, ihm „den Kopf abzureißen“ und „mit einer Drahtschlinge“ den Hoden abzuschneiden. Schließlich habe er den Laden abgegeben.

Erst vergangenes Wochenende feierten hunderte Hells Angels aus ganz Deutschland im Hohenschönhausener Klubhaus, in dem auch die Angeklagten verkehren. Das dortige Charter, also die Ost-Berliner-Dependance der Rockerbruderschaft, lud wegen seines zehnjährigen Bestehens. Die Polizei war mit vier Hundertschaften im Einsatz, es wurden einige Stichwaffen gefunden, ansonsten verlief das Treffen weitgehend ruhig. Überraschend hatten sich Rocker aus rivalisierenden Gruppen kürzlich den Hells Angels angeschlossen. So schlossen sich den Hohenschönhausenern mehrere Rocker des Klubs Gremium an. Noch vor wenigen Monaten gab es regelmäßig blutige Auseinandersetzungen mit Anhängern anderer Klubs, vor allem den Bandidos. Am kommenden Sonnabend lädt die lokale Unterstützergruppe des Rockerklubs, die sogenannte Brigade 81, zu einer Party nach Hohenschönhausen. Die Polizei hat das Rockerfest im Blick. Alexander Fröhlich/Hannes Heine

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