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Brandenburg: Seltsame Geschäfte in Dolgenbrodt

Hintergründe des Brandanschlages auf Asylbewerberheim liegen noch im Dunkeln VON CLAUS-DIETER STEYER, DOLGENBRODT Immobilienspekulanten würden bei solchen Dividenden Luftsprünge machen: Aus einer Mark Einsatz werden binnen weniger Jahre 300, und das gleich vieltausendmal.Der Ort dieser Geschäfte ist deutschlandweit bekannt, wenn auch wegen anderer haarsträubender Vorfälle: Dolgenbrodt.

Hintergründe des Brandanschlages auf Asylbewerberheim liegen noch im Dunkeln VON CLAUS-DIETER STEYER, DOLGENBRODT

Immobilienspekulanten würden bei solchen Dividenden Luftsprünge machen: Aus einer Mark Einsatz werden binnen weniger Jahre 300, und das gleich vieltausendmal.Der Ort dieser Geschäfte ist deutschlandweit bekannt, wenn auch wegen anderer haarsträubender Vorfälle: Dolgenbrodt.Hier hat eine Handvoll Einwohner nicht nur Geld für die Brandstiftung eines bezugsfertigen Asylbewerberheimes im November 1993 gezahlt.Hier sind offenbar auch dubiose Grundstücksgeschäfte nach dem oben beschriebenen Muster gelaufen.Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat jedenfalls bei der Durchsuchung von Wohnungen und Büroräumen von einstigen Gemeinderatsmitgliedern "umfangreiches Aktenmaterial sichergesetllt", wie der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Dieter Plath, bestätigt.Zwar gebe es bisher noch keine Beweise für einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem ausländerfeindlichen Anschlag und den Immobiliengeschäften."Doch auszuschließen ist dieser nicht", erklärt Plath.Ergebnisse seien in zwei Wochen zu erwarten. Die Ermittler der Staatsanwaltschaft suchten vor allem nach Protokollen der unter Ausschluß der Öffentlichkeit am 14.Mai 1991 abgehaltenen Sitzung der Gemeindevertreter.Dort unterschrieben sie ein recht merkwürdiges Zahlenwerk: Bis zu einer Größe von 1200 Quadratmetern wurde für gemeindeeigene Grundstücke ein Preis von einer Mark pro Quadratmeter festgelegt.Sechs Personen wurden für eine läppische Summe stolze Grundstückseigentümer, bei weiteren drei Verträgen lag der Quadratmeterpreis bei zehn Mark. Heute müssen für ein Grundstück in dem idyllisch an der Dahme gelegenen Ort rund 300 Mark für einen Quadratmeter auf den Tisch gelegt werden.Dabei soll sich die Nachfrage von Fremdem allerdings in Grenzen halten - kein Wunder bei dem Dolgenbrodter Ruf als "ausländerfeindliches Dorf".Einen guten Schnitt hätte damals auch eine Berliner Immobilienfirma gemacht, die 1991/92 auf einem gemeindeeigenen Grundstück ein Ferienzentrum oder eine Reha-Klinik bauen wollte.Doch ausgerechnet auf dieser Fläche mit Blick zum See stand das Asylbewerberheim.Dieses frühere Kinderferienheim war nach damaligen Angaben des zuständigen Landratsamtes Königs Wusterhausen das einzige Gebäude im ganzen Kreis, das zur Unterbringung von Ausländern taugte: Es konnte im Unterschied zu anderen Heimen beheizt werden. Die Zerstörung des einstöckigen Gebäudes könnte mithin sowohl im Interesse der fremdenfeindlich eingestellten Dolgenbrodter als auch der Grundstücksspekulanten gelegen haben.Staatsanwältin Petra Marx aus Frankfurt (Oder) hält beides für denkbar: "Bisher gibt es keine definitiven Beweise, daß hinter der Brandstiftung auch Grundstücksgeschäfte stehen.Die vier geständigen Brandstifter haben ausländerfeindliche Motive angegeben.Doch die Erittlungen dauern an und könnten auch andere Einwohner betreffen." Viel zur Aufklärung hat womöglich die damalige Dolgenbrodter Bürgermeisterin Uta Preißler beizutragen.Doch sie schweigt.Seit Wochenanfang liegt sie im Krankenhaus.Ihr jetziger Dienstherr im Amt Friedersdorf, Amtsdirektor Friedrich-Wilhelm Tiede, hat nach der Durchsuchung der Büro-und Wohnräume von Frau Preißler reagiert: Er hat sie vom Stellvertreterposten entbunden, "um Druck von ihr zu nehmen."

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