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SERIE WENDEKalender: 22. August 1989

An der ungarischen Grenze bleiben herrenlose Trabis und Zelte zurück.

Die DDR ist nur als „sozialistische Alternative zur BRD denkbar“, sagt der Cheftheoretiker der SED, Otto Reinhold, im Radio DDR. Er spricht damit das entscheidende Argument aus, das die SED-Führung bisher veranlasst hat, auf demokratische und wirtschaftliche Reformen wie in anderen Ostblock-Ländern zu verzichten. Die Staatlichkeit der DDR sei in erster Linie an ihre Gesellschaftsordnung gebunden. Wörtlich sagte Reinhold: „Welche Existenzberechtigung sollte eine kapitalistische DDR neben einer kapitalistischen Bundesrepublik haben? Natürlich keine.“

Der ADAC dringt darauf, in Ungarn zurückgelassene Trabis und Wartburgs in den Westen zu überführen. Bei der Flucht nach Österreich über die „grüne Grenze“ haben viele DDR-Bürger nur ein paar Habseligkeiten mitnehmen können. Auf Campingplätzen in Ungarn stehen herrenlose Trabis und Zelte herum. Laut DDR-Gesetz wird Vermögen von geflüchteten Bürgern treuhänderisch vom Staat verwaltet. Eine Verwertung ist nicht vorgesehen. Das Auswärtige Amt sieht bislang keine Möglichkeit, die ADAC-Initiative zu unterstützen. loy

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