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Brandenburg: Speicher für die Zukunft

Das Gewerbeensemble am Potsdamer Havelufer soll wiederbelebt werden

Potsdam - Die seit 1990 brach liegende Potsdamer Speicherstadt unterhalb des Brauhausberges soll in den nächsten Jahren zu einer einzigartigen Stadtlandschaft entwickelt werden. Wie der Geschäftsführer der Speicherstadt Potsdam GmbH, Jürgen Jahn, sagte, sei für die Speicherstadt ein „Stadt in der Stadt“- Konzept erarbeitet worden, das in einem ersten Bauabschnitt zunächst im Bereich des denkmalgeschützten Persiusspeichers umgesetzt werden soll.

Die Speicherstadt liegt gut 500 Meter Luftlinie vom Potsdamer Hauptbahnhof entfernt am Ufer der Havel, gegenüber dem Hotel „Mercure“ und der Potsdamer Altstadt. Der historische Speicher-Komplex gilt als bewahrenswertes Ensemble der Industriearchitektur. Der erste Getreidespeicher entstand bereits im 17. Jahrhundert; der Hauptspeicher im Mittelpunkt des Areals wurde im Jahr 1843 vom preußischen Baumeister Ludwig Persius im Auftrag von König Friedrich Wilhelm IV. erweitert und umgebaut. Auch zu DDR-Zeiten wurde die Speicherstadt noch für Gewerbe genutzt. Seitdem steht sie größtenteils leer.

Nun ist hier ein Komplex aus Wohnungen, Gastronomie, medizinischen Einrichtungen, Nahversorgung und Gewerbe geplant. Mit Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe sollen vorhandene Gebäude saniert und weitere Häuser neu gebaut werden. Die Planungsleistungen, die Herrichtung und die Bereitstellung der Infrastruktur übernimmt die GmbH, für den späteren Ausbau würden dann Investoren gesucht. Insgesamt sollen rund 14 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen – deren Energieversorgung ausschließlich auf der Grundlage erneuerbarer Energien erfolgen soll. So ist unter anderem der Bau einer Biogasanlage außerhalb von Potsdam geplant, deren Gas so aufbereitet werden soll, dass es der Qualität von Erdgas entspricht und in der Speicherstadt genutzt wird.

Der Sprecher der Speicherstadt Potsdam GmbH, Herbert Knoblich, sagte: „Wir wollen zeigen, wie man verantwortungsbewusst mit historischer Bausubstanz umgehen kann – in Verbindung mit zeitgenössischer Architektur und modernster Funktionalität“ durch energiesparendes und ökologisches Bauen. Die geplanten Ansiedlungen sollten „komplett dem Thema Zukunft unterstellt werden“, sagte der frühere Landtagspräsident Knoblich. Zum Beispiel werden auch Trends wie „Slow Food“ und „Slow Medicine“ eingebunden, die sich für bewusstes und natürliches Essen und Alternativen bei der medizinischen Betreuung einsetzen. Wie Knoblich weiter sagte, werde das Projekt auch wissenschaftlich begleitet. So findet am 13. Januar in Potsdam ein internationales Energie-Kolloquium statt, bei dem auch das Speicherstadt-Projekt diskutiert wird. Als Teilnehmer wird unter anderem der US-Ökonom und Zukunftsforscher Jeremy Rifkin erwartet, der eine Energieversorgung auf der Basis von Wasserstoff als Alternative zu fossilen Quellen propagiert.

Laut Geschäftsführer Jahn soll von dem „Stadt in Stadt“-Konzept im Bereich des Persiusspeichers die Initialzündung für die nachhaltige Entwicklung des gesamten, sieben Hektar großen Speicherstadt-Geländes ausgehen. Bis Juni sollen bereits die ersten Bauanträge gestellt sein. Der Baubeginn ist noch in diesem Jahr geplant – vor 2010 sollen die ersten Mieter einziehen können.

Michael Erbach

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