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Doping auf den Tisch. Fläschchen mit anabolen Steroiden stehen am 03.02.2014 während einer Pressekonferenz im Haus der Staatsanwaltschaft in München (Bayern) auf einem Tisch (Archivbild).

© dpa/Gebert

Doping-Trainer weiter im Amt: Vorwürfe gegen Russlands Sport

Obwohl der weltweite Druck auf Russland zunimmt, hält Russland wohl an den gesperrten Trainern fest.

Obwohl der weltweite Druck auf Russland zunimmt, Doping einzustellen, sich von belastetem Personal zu trennen und verlässliche Kontrollstrukturen aufzubauen, wird die altbekannte Praxis offenbar fortgeführt. Das ist die Kernaussage eines neuen Beitrags des ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt, der am Sonntag in der Sportschau gesendet wurde. Seppelt lässt darin einen neuen Whistleblower zu Wort kommen, den 1500-Meter-Läufer Andrej Dimitrijew. Der 26-Jährige trainierte in den vergangenen vier Jahren in den USA und kehrte vor Kurzem nach Russland zurück. Dort sah er in einem Trainingslager der Leichtathletik-Nationalmannschaft im November den Trainer Wladimir Kasarin inmitten der Eliteathleten. Kasarin versorgte bereits die Whistleblowerin Julia Stepanowa mit Dopingmitteln.

Stepanowa gab Präparate, die von Kasarin stammten, der Welt-Anti-Doping- Agentur Wada zur Analyse. Es handelte sich um anabole Steroide. Stepanowa zeichnete auch Gespräche mit Kasarin auf, in denen es um Dosierungen von Dopingmitteln ging. Auf Empfehlung des Leichtathletik-Weltverbands IAAF wurde Kasarin vom russischen Leichtathletikverband daraufhin im April 2016 suspendiert. Ob Kasarin weiter Dopingprogramme entwickelt, wird in dem ARD-Beitrag nicht belegt. Die Weiterbeschäftigung des Trainers trotz offizieller Sperre deutet aber auf eine Kontinuität alter Praktiken hin. Auf jeden Fall ist es die Verletzung einer offiziellen Sperre.

Bei der zweiten "Leistungskategorie" gibt es angeblich keine Kontrollen mehr

Dimitrijews Aussage ist andererseits auch ein Beleg für eine Entwicklung im russischen Sport. In einem eigenen Blogbeitrag vom Dezember 2016 beschrieb Dimitrijew eine Gruppe von befreundeten Sportlern, die ohne Doping trainieren und sich auch offen von dopenden Kollegen distanzieren. Die Anwesenheit des Dopingtrainers Kasarin habe ihnen aber aufs Neue gezeigt, dass sich im russischen Hochleistungssport nur sehr wenig ändert.

Aus Enttäuschung darüber wählte Dimitrijew schließlich den Weg in die Öffentlichkeit. In seinem Blog machte Andrej Dimitrijew noch auf eine neue Gefahr aufmerksam. Während Russlands Top-Athleten aktuell von der Wada kontrolliert würden, gebe es bei der zweiten Leistungskategorie – bei Athleten, die bei Landesmeisterschaften die Plätzen vier bis acht belegen – gar keine Kontrollen mehr, weil das russische Kontrollsystem infolge der Skandale suspendiert ist. „Bei diesen Athleten ist Dopingmissbrauch dramatisch angestiegen, weil sie wissen, dass sie nicht getestet werden“, schrieb Dimitrijew. Stimmt seine Beobachtung, dann wäre das ein Debakel für die Wada. Andererseits aber auch ein Beleg für eine tief verwurzelte Dopingmentalität im russischen Sport.

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