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Sport: … und keiner weiß warum

Werder Bremen schlägt überlegene Hannoveraner 5:0 und ist wieder Dritter

Irgendwann gestern um kurz nach 17 Uhr geriet die Anhängerschaft von Werder Bremen endgültig aus dem Häuschen. Auf der Anzeigetafel prangte bereits in Leuchtschrift das furiose wie kuriose 5:0 gegen Hannover 96, als sich die Kunde vom Ausgleich des VfL Wolfsburg beim FC Schalke 04 und die Führung von Borussia Dortmund beim Hamburger SV verbreitete. „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, sangen die Fans in der Ostkurve, wohl wissend, dass Werder Bremen tatsächlich mit dem Kantersieg im Nordderby der Gewinner des Spieltages sein und wieder auf einen Champions-League-Platz vorrücken würde. Selten bot ein so klarer Sieg indes so viel Diskussionsstoff. Denn wer nach 43 Minuten auf solch ein Resultat gesetzt hätte, wäre vermutlich der Wettmanipulation verdächtigt worden, so überlegen agierten die Niedersachsen, die aber wiederholt am überragenden Bremer Torwart Tim Wiese scheiterten.

„Wir müssen 3:0, 4:0 führen. Besser kann man nicht spielen“, beschrieb Hannovers Trainer Peter Neururer das Geschehen in der ersten Hälfte, das aus seiner Sicht einen entscheidenden Schönheitsfehler hatte. Quasi aus dem Nichts kam Werder durch Nelson Valdez (43.) und Johan Micoud (45.) noch zur völlig unverdienten 2:0-Halbzeitführung. In beiden Fällen leistete Hannovers Verteidiger Per Mertesacker kräftig Schützenhilfe. „Ich habe Pech gehabt“, räumte der Nationalspieler zerknirscht ein, „danach waren wir gar nicht mehr auf dem Platz.“

Die Bremer wussten, dass sie den Sieg dem von ihnen umworbenen Mertesacker zu verdanken hatten. „Bis dahin hatten wir zwar die Werder-Trikots an“, mäkelte Geschäftsführer Klaus Allofs, „doch darin steckte nicht die Mannschaft von Werder.“ Der Champions-League-Anwärter wirkte verunsichert, technische Fehler waren in erschreckender Häufigkeit zu beobachten. „Wir haben 2:0 geführt, aber keiner weiß warum“, gab auch Trainer Thomas Schaaf zu.

Erst anschließend gewannen seine Spieler ihr Selbstvertrauen wieder – und nach weiteren Toren von Valdez (52. und 81.) sowie Miroslav Klose (53.) noch überaus deutlich. Vor allem für Valdez waren neben der Tatsache, dem formschwachen Ivan Klasnic vorgezogen worden zu sein, die drei Tore eine Genugtuung. „Ich habe die Schnauze voll, immer nur Joker zu sein“, sagte der Matchwinner, der trotz laufenden Vertrags bis 2007 einen Wechsel voran treibt. Borussia Dortmund hat konkretes Interesse, Valdez will grundsätzlich mehr spielen. „In Bremen schieße ich ein Spiel kein Tor, danach bin ich wieder auf der Bank. Ich muss jetzt für mich eine komplizierte Entscheidung treffen.“ Oder häufiger so effektiv agieren wie an diesem furios-kuriosen gestrigen Samstag.

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