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© dpa

0:1 in Hamburg: Hertha verschärft die Lage

UPDATE Wieder findet der Tabellenletzte Hertha BSC zu spät in ein Bundesligaspiel. Die Berliner verlieren 0:1 beim Hamburger SV und büßen weiter Boden ein. „Wir machen einfach keine Tore“, klagt Trainer Funkel.

Hinter Berlins Fußball-Klub Hertha BSC liegt eine bewegte Woche. Im Schatten eines Länderspiels und eines sich ausdehnenden Schiedsrichterskandals produzierte der abstiegsbedrohte Bundesligist ein paar Schlagzeilen, die zumindest von regionaler Bedeutung waren. Die Vereinsführung beratschlagte darüber, ob Friedhelm Funkel noch der richtige Trainer ist. Schließlich sei man immer noch Tabellenletzter. Funkel sei der richtige, hieß es, doch das eigentliche Problem lässt sich nicht wegdiskutieren, sondern ist extrem hartnäckig.

Auch nach dem gestrigen Spiel beim Hamburger SV bleibt Hertha BSC ganz unten. Das 0:1 (0:1) vor 53.905 Zuschauern verschärft noch einmal die Lage der Berliner. Jetzt, da selbst Hannover wieder gewinnt, gibt es immer weniger Hoffnung für Hertha.

In einem entscheidenden Punkt bewegt sich eben nichts bei den Berlinern. „Wir machen einfach keine Tore“, klagte Trainer Funkel. Der Coach hatte seiner Mannschaft personell die wohl defensivste aller Varianten verordnet. Im Sturm gab Adrian Ramos den Alleinunterhalter, Raffael spielte mal wieder eine Art hängende Spitze. Dafür hatte Funkel sein Mittelfeld defensiv ausgerichtet. Pal Dardai, der lange Zeit verletzt war, rückte an die Seite Fabian Lustenbergers. Kommendes Wochenende muss der Schweizer ersetzt werden, weil er sich gestern nach gut zehn Minuten die fünfte Gelbe Karte einhandelte.

Der Hamburger SV hatte gleich von Beginn an probiert, den Tabellenletzten zu überrumpeln. Schon in der zweiten Spielminute hätte Marcell Jansen die Führung erzielen können. Doch der Nationalspieler wollte es arg zu lässig machen – mit der Hacke seines linken Fußes. Jaroslav Drobny im Hertha-Tor hatte wenig Mühe. In der Anfangszeit wirkte das Spiel des HSV gewitzter, temporeicher und druckvoller. Allerdings ließen es die Hamburger einige Male an der Konsequenz im Abschluss vermissen. Zum Glück für die Berliner, bei denen Ramos zwei gute offensive Szenen hatte, ehe das Spiel verflachte.

Ein Tempogegenstoß der Hamburger hatte dann das 1:0 zur Folge. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff dribbelte sich der Hamburger Tunay Torun durch die halbe Defensive der Berliner. Erst im Strafraum brachte ihn Herthas Innenverteidiger Roman Hubnik elfmeterreif zu Fall. Schiedsrichter Helmut Fleischer erkannte auf Vorteil, denn Marcell Jansen war einschussbereit. Er drückte den Ball ins Tor – zum sechsten Mal schon in dieser Saison.

Nach dem Wiederbeginn änderte sich das Bild. Die Mannschaft von Funkel trat nun wacher und mutiger auf. Es hätte nicht viel gefehlt und Hertha hätte die Hamburger Führung egalisiert. Doch nach einem verkorksten Schuss von Cicero, der bei Ramos landete, traf dieser mit seinem Schuss nur die Querlatte. Diese Aktion beflügelte die Berliner. Sie nahmen jetzt reger am Spiel teil, das sich immer mehr in die Hälfte der Gastgeber verlagerte. Nach einem gewaltigen Abschlag Drobnys stürmte Lustenberger allein aufs Hamburger Tor zu, doch in letzter Sekunde pflückte ihm Frank Rost den Ball vom Fuß. Diese Szene nach einerStunde passte ins Gesamtbild. „Positiv ist, dass wir alles gegeben haben“, sagte hinterher Arne Friedrich: „Nur leider stehen wir wieder mit leeren Händen da.“

Nun aber wollten es die Berliner wissen. Für den defensiven Dardai kam mit Artur Wichniarek ein weiterer Stürmer. Für die Schlussviertelstunde des Spiels erhöhte Funkel das Risiko noch einmal, Teofanis Gekas kam für Lukasz Piszczek. Es war längst ein lebendiges Spielchen geworden – mit Vorteilen für die Berliner. Beide Teams hatten jeweils einige Chancen, wenngleich auch nicht hundertprozentige. „Heute fällt es mir schwer, etwas zu sagen, weil wir ein Mehr an Leidenschaft und an Aggressivität gezeigt, uns aber nicht belohnt haben“, meinte Funkel hinterher. Doch erneut hatte die Berliner Leidenschaft zu spät eingesetzt.

Schließlich kam auch noch Gojko Kacar nach einer langen Verletztenzeit zum Einsatz. Der völlig entkräftete Adrian Ramos verließ das Spielfeld. Auf der Gegenseite hatte der ebenfalls eingewechselte Ruud van Nistelrooy einen guten Auftritt; der alternde Weltstar aus Holland scheiterte kurz vor Schluss an Drobny. Die Berliner, die den Ausgleich sicher verdient gehabt hätten, probierten in den allerletzten Minuten noch einmal alles. Vielleicht war es einfach eine Halbzeit zu spät. Wieder einmal.

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