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Tabellennachbarn war einmal. Hertha BSC machte nach dem Sieg gegen den HSV (zumindest vorerst) einen Platz gut.

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Update

1:0 gegen den Hamburger SV: Hertha BSC erkämpft drei Punkte beim HSV

Hertha BSC hat am Freitagabend beim Abstiegskonkurrenten aus Hamburg einen 1:0-Sieg errungen. Damit verbessert sich der Berliner Fußball-Bundesligist nach dem Treffer von Sebastian Langkamp vorerst auf Platz 13.

Es ist schon erstaunlich, welche statistischen Werte sie beim Hamburger SV noch aufweisen konnten. In den letzten Jahren war ja beim ältesten Bundesliga-Mitglied nichts so konstant wie das Chaos, aber für eine geradezu unglaubliche Erhebung hatte es dann doch noch gereicht. Knapp 17 – in Worten: siebzehn – Jahre hatte Hamburgs, nun ja, führendes Fußball-Unternehmen kein Freitagsspiel mehr in der Bundesliga verloren, die letzte Niederlage im Dezember 1998. 0:4 hieß es seinerzeit gegen, genau: Hertha BSC. So gesehen hat sich im jüngsten Freitagsspiel ein Kreis geschlossen: Die Serie des HSV ging gegen die Berliner zu Ende, Hertha BSC durfte den zweiten Sieg aus den letzten vier Begegnungen und das vierte Spiel in Folge ohne Niederlage bejubeln. Vor 53 640 Zuschauern traf Sebastian Langkampf sechs Minuten vor Schluss per Kopf zum 1:0 (0:0)-Sieg. Der dritte Auswärtssieg der Saison ließ die Berliner in der Tabelle auf Rang 13 klettern. Zumindest über Nacht beträgt ihr Vorsprung auf den Relegationsplatz jetzt sechs Punkte.

„Das ist ein herber Rückschlag, das müssen wir erstmal verdauen. Das Resultat bedeutet, dass wir unten dick drin sind und auch erstmal drinbleiben“, sagte HSV-Sportdirektor Peter Knäbel, der im TV-Sender Sky nicht auf die Frage eingehen mochte, ob Zinnbauer im nächsten Spiel noch auf der HSV-Bank sitzt. „Es ist abhängig von den Analysen, die wir in dieser Woche machen.“ Zinnbauer sagte: „Wir haben einfach nicht das Glück des Tüchtigen und machen im Moment das Tor nicht.“ Hertha-Coach Pal Dardai durfte dagegen aufatmen. „Hier waren genug Möglichkeiten für uns. Meine Spieler sind willig, sie sind bissig“, sagte der Ungar. Entscheidend sei jetzt, dass das nächste Heimspiel gegen Paderborn gewonnen wird.

Die Berliner begannen mit der identischen Aufstellung, die am vergangenen Wochenende einen Punkt gegen Schalke 04 geholt hatte (2:2). Auf der einzig halbwegs vakanten Position im linken Mittelfeld entschied sich Trainer Pal Dardai wie angekündigt für den zuletzt starken Änis Ben-Hatira. Dafür blieb Nico Schulz trotz abgesessener Gelb-Rot-Sperre auf der Ersatzbank.

Mehr als 3000 Fans unterstützten Hertha in Hamburg

Die offensivere beider Varianten wollte Dardai als Zeichen verstanden wissen gegen die mit Abstand harmloseste Mannschaft der laufenden Bundesliga-Saison: Bis gestern hatte der HSV gerade einmal 16 Treffer erzielt.

Angesichts dieser Statistik begannen die Hamburger erstaunlich offensiv, nach zehn Minuten waren sie bereits drei Mal gefährlich vor das Tor gekommen: Zoltan Stieber zwang Thomas Kraft zunächst mit einem abgefälschten Distanzschuss zu einer Parade, den anschließenden Eckball köpfte Reis Cleber am Tor vorbei, und wenig später erkannte Schiedsrichter Christian Dingert einen regelwidrigen Treffer ab. Cleber hatte sich zuvor bei Fabian Lustenberger aufgestützt und an den Pfosten geköpft, der Abstauber durch Ivica Olics zählte zu Recht nicht.

Mehr als 3000 mitgereiste Berliner Anhänger sahen die vorläufig beste Aktion ihrer Mannschaft kurz vor der Pause, als Änis Ben-Hatiras Schuss von der Strafraumgrenze in einem Gewusel aus Hamburger Beinen landete. Abgesehen von einigen wenigen Entlastungsangriffen über den Deutsch-Tunesier und Valentin Stocker brachte Hertha im Duell der Tabellennachbarn allerdings ebenso wenig nach vorn zu Stande wie vor zwei Wochen im Freitagsspiel beim Tabellenletzten VfB Stuttgart (0:0). Vor allem beim finalen Pass offenbarten die Berliner Schwächen. HSV-Keeper René Adler, der den rotgesperrten Jaroslav Drobny vertrat, musste in den ersten 45 Minuten nicht einmal ernsthaft eingreifen.

Muss Zinnbauer nach der Niederlage gegen Hertha gehen?

Angesichts der weiterhin abwartenden Haltung der Gäste in Halbzeit zwei erwiesen sich die Maßnahmen vor dem Anpfiff als Treppenwitz. Da hatten die Hamburger den Platz noch einmal ausgiebig bewässern lassen – normalerweise ein bewährtes Mittel gegen spielstarke Teams. Zwar stand Dardais Team nun wesentlich sicherer als noch in der Anfangsphase, trotzdem besaß die Begegnung in etwa den Unterhaltungswert eines Krimis ohne Mörder. Laut wurde es auf den Rängen noch einmal nach einer guten Stunde und der Einwechslung Pierre-Michel Lasoggas. Der ehemalige Berliner wurde von beiden Lagern lautstark in Empfang genommen, von einem mit Pfiffen, vom anderen mit positivem Gejohle.

Hertha hatte die größte Gelegenheit Sekunden nach Lasoggas Einwechslung: Roy Beerens flankte von der rechten Seite auf Salomon Kalou, der Kopfball des Ivorers flog jedoch zentral aufs Tor und landete in den Armen von René Adler. In der Schlussphase gelang den Berlinern jedoch die entscheidende Aktion: Wenige Augenblicke nach einem durchaus umstrittenen Platzverweis gegen Reis Cleber zirkelte Marvin Plattenhardt einen Freistoß in den Strafraum, den der aufgerückte Sebastian Langkamp zum 0:1 finalisierte.

Für den HSV und Coach Joe Zinnbauer war es das sechste Spiel in Serie ohne Sieg. Schwer vorstellbar, dass die Verantwortlichen in Hamburg noch einmal so reagieren wie nach der 0:3-Niederlage im Hinspiel. Damals war Zinnbauers Vertrag vorzeitig bis 2016 verlängert worden.

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