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FC Bayern München - Karlsruher SC

© dpa

1:0 gegen Karlsruhe: Anfälle von Lustlosigkeit beim FC Bayern

Beim 1:0 über Karlsruhe siegt der FC Bayern gerade hoch genug, um die Fans nicht zu verärgern.

Jetzt ist doch noch so etwas wie grauer Alltag eingekehrt beim FC Bayern. „Drei Punkte“ waren die beiden Worte, die alle Spieler und Funktionäre des FC Bayern nach dem Spiel wie eine Rechtfertigung benutzten. „Ich denke, wir können uns auch einmal so einen Sieg leisten, Hertha hat in dieser Saison schon sieben, acht Mal so gewonnen“, sagte Trainer Jürgen Klinsmann. Tatsächlich war es ein effizienter und lustloser 1:0-Sieg gegen den Tabellenletzten Karlsruher SC, gerade hoch genug, um nicht wieder in eine Krise zu schlittern. Und wenn da nicht die gute Stimmung gewesen wäre, die von außen in die Münchner Arena getragen wurde, mit dem Sieg von Stuttgart gegen Hertha nämlich, wären die Pfiffe nach dem Spiel noch lauter gewesen.

Die Bayern spielten zunächst verhältnismäßig offensiv. Bastian Schweinsteiger hatte die ersten Möglichkeiten. So traf er nach zehn Minuten nach einer sehenswerten Flanke von Franck Ribéry nur den Pfosten. Doch die meisten Flanken landeten aber in den Armen von Karlsruhes Keeper Markus Miller. Das Bayern-Spiel wurde einfallsloser, obwohl die Gäste nicht so defensiv standen wie erwartet. José Ernesto Sosa aber war oft am Ball und leitete viele Chancen ein, weil er, meistens neben Ribéry spielend, reichlich Platz und Zeit hatte und vom Franzosen immer wieder in Szene gesetzt wurde. So auch beim 1:0 in der 34. Minute, als Ribéry am Strafraum entlang dribbelte und dann mit einem Steilpass dem Argentinier das Tor auflegte.

Der Franzose, der nach einer Schienbeinprellung wieder in der Startformation stand, war wie üblich aktiv und trickreich am Ball, hatte aber mit Anfällen von Lustlosigkeit zu kämpfen und zeigte sich ungewöhnlich dünnhäutig. Kurz nach der Pause bekam das der vom FC Bayern an Karlsruhe ausgeliehene Andreas Görlitz zu spüren, als Ribéry ihn nach einem Zweikampf mit der Hand im Gesicht traf. Ribéry sah für die Tätlichkeit nur die Gelbe Karte, weshalb er auch nicht mehr nachträglich gesperrt werden kann. „Wir sind ja hier nicht im Kindergarten“, kommentierte Manager Uli Hoeneß das Foul, „wenn du das ganze Spiel in die Hacken kriegst, dann geht dir doch irgendwann der Gaul durch.“ Wenn das stimmt, wäre Ribéry allerdings in jedem Spiel rotgefährdet.

Das Bayern-Mittelfeld war diesmal auch für den Angriff zuständig, weil die meisten gelernten Stürmer zurzeit verletzt sind, und weil Lukas Podolski nicht annähernd die erhoffte Leistung zeigte. Bisweilen hatten sogar die Innenverteidiger Lucio und Martin Demichelis gute Chancen, trotzdem kamen die Karlsruher in der zweiten Halbzeit immer besser ins Spiel. Vor allem bei Standards waren die Badener gefährlich: Einmal verhinderte Bayern-Torwart Michael Rensing eine direkt verwandelte Ecke, zehn Minuten später war er mit den Fingerspitzen am Ball, als ein Freistoß von Antonio da Silva an den rechten Pfosten klatschte.

Zwar fliegen die Bayern, die vor allem in der zweiten Halbzeit nur das Nötigste taten, nicht schon übermorgen nach Barcelona. Doch Trainer Klinsmann gibt zu, dass das große Aufeinandertreffen in der Champions League seine Schatten vorauswirft. „Die Spieler haben gerade zu viel in den Köpfen“, sagt er. Zumal die Südamerikaner auch noch nach Hause zu ihren Nationalmannschaften fliegen. Klinsmann selbst scheint keine Risiken mehr eingehen zu wollen nach allem, was passiert ist in den letzten Monaten. Mitte der zweiten Halbzeit wechselte er Andreas Ottl für den offensiveren Sosa ein – Bayern spielte auf Halten. Karlsruhes Trainer Edmund Becker zeigte mehr Mut, brachte Kapllani und Federico, aber zu spät. „Wir hatten zu lange Respekt gehabt“, sagte er und meinte wohl auch sich selbst. Bei den Gästen machte sich nach dem Spiel die Meinung breit, es gebe jemanden, der nicht will, dass Karlsruhe ins Tor trifft.

Bayerns Kapitän Mark van Bommel entschuldigte sich beim Publikum und sagte: „Ich habe keine Erklärung, warum wir so gespielt haben. Aber vielleicht ist das auch nur eine Ausrede, um nichts erklären zu müssen.“ Das Spiel gegen Karlsruhe war offenbar schon vorher abgehakt, denn in den Köpfen stecken Wolfsburg – und Barcelona.

Christoph Leischwitz[München]

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