zum Hauptinhalt
Tor ist Tor. Gareth McAuley (verdeckt) schießt den Ball ins eigene Netz. Hinter ihm hätte das sonst aber wohl der Waliser Robson-Kanu erledigt.

© Reuters

1:0-Sieg gegen Nordirland: Wales bleibt Fußball-Europa erhalten

In einer zähen Auseinandersetzung entscheidet zwischen Wales und Nordirland ein Eigentor zugunsten der etwas aktiveren Mannschaft.

Wales bleibt noch ein bisschen in Europa und Nordirland verabschiedet sich. Das passt nicht ganz zum Abstimmungsverhalten in Sachen Brexit, als die Waliser mehrheitlich für den Austritt aus der EU gestimmt hatten und die Nordiren dagegen. Offiziell ging es um Fußball, aber da dieses Achtelfinale der Fußball-EM in Paris nun mal das erste Duell zweier Abordnungen aus dem Vereinten Königreich nach dem Beben vom Freitag war, ließen sich politische Analogien nicht wegdiskutieren. Am Ende gewann das von Gareth Bale angeführte Wales 1:0 (1:0) und qualifizierte sich für das Viertelfinale am kommenden Freitag in Lille gegen Ungarn oder Belgien. Ein durch Bale erzwungenes Eigentor von Gareth McAuley besiegelte den größte Erfolg der britischen Subnation seit der WM 1958, als erst im Viertelfinale gegen Pelés Brasilianer Schluss war.

Wie zu erwarten diente der Prinzenpark als Kulisse ein für wenig attraktives Spiel zweier Mannschaften, die Fußball nicht so sehr als Kunst interpretieren und wenig Wert auf die Schönheit des Spiels legen. Flanken flogen oft ins Nirgendwo, Pässe landeten meist beim Gegner. Beide Mannschaften verzichteten auf ein Mittelfeldspiel im klassischen Sinne. Die Nordiren übten sich bevorzugt in der Kunst des Fehlpasses, aber sie traten längst nicht so ultradefensiv auf wie beim 0:1 gegen Deutschland (was natürlich auch an der Qualität des Gegners lag). Sie hatten auch eine erste Chance durch Stuart Dallas, sein Schuss vom linken Strafraumeck bereitete Wayne Hennessey im Waliser Tor doch einige Mühe. Viel mehr war aber auch nicht.

Auf Waliser Seite waren wie gewohnt Aaron Ramsey und Gareth Bale die prägenden Figuren. Arsenals Ramsey brachte den Ball in der Anfangsphase sogar im Tor unter, aber stand dabei einen Meter im Abseits. Real Madrids Flügelstürmer Bale hielt sich überraschend häufig in der eigenen Hälfte auf, er half sogar im eigenen Strafraum aus, was er im Alltag der Primera Division für gewöhnlich nie tut.

Die Nordiren übten sich bevorzugt in der Kunst des Fehlpasses

Mit zunehmender Spielzeit gewannen die Waliser ein optisches Übergewicht, was die nordirischen Fans aber überhaupt nicht störte. Sie feierten mit beeindruckender Lautstärke ihre Mannschaft, sich selbst und Will Grigg, der bei der EM keine Minute gespielt hat, aber als Pate für den für den schönsten Stadionsong des Turniers dient. „Will Grigg’s on fire“ röhrte zuweilen zehn Minuten am Stück durch den Prinzenpark, und wer weiß, was passiert wäre, wenn Michael O’Neill den Stürmer vom englischen Zweitligisten FC Wigan tatsächlich auf den Platz geschickt hätte.

Bale ging weiter lange Wege, er suchte das Dribbling und den finalen Pass. Einmal wurde der am Strafraum unsauber von Oliver Wood am Strafraum umgegrätscht. Bale übernahm die Exekution des Freistoßes persönlich und jagte den Ball halbhoch in die rechte Ecke, aber Michael McGovern klärte mit der Faust.

Eine Viertelstunde vor Schluss aber war es denn so weit, und wieder ging die Gefahr von Bale aus. Bei seinem flach und angeschnittenen Pass vom linken Flügel wollte Gareth McAuley vor dem einschussbereiten Hal Robson-Kanu klären, aber er kam einen halben Schritt zu spät und fälschte den Ball ins eigene Tor ab. Die nordirische Schlussoffensive blieb eine Andeutung und Will Grigg auf der Bank. Eine schöne EM-Geschichte ist am Samstag zu Ende gegangen, eine andere lebt weiter.

Zur Startseite