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1:1 gegen Italien: Titelverteidiger Spanien spielt nur Remis zum Auftakt

Titelverteidiger Spanien tut sich im ersten EM-Spiel gegen starke Italiener wie schon so oft schwer und muss sich am Ende mit einem 1:1-Unentschieden begnügen.

Das war wirklich ein schönes Bild, das die spanischen Zuschauer in ihrer Ecke des Danziger Stadions formten. All die Menschen in ihren Fantrikots bildeten rund um die Ausfahrt aus dem Innenraum der Arena – mit etwas Fantasie – einen riesigen roten Dinosaurier. Der Welt- und Europameister wurde von einem stattlichen Anhang begleitet, an Masse und Lautstärke waren die Fans aus Spanien denen aus Italien deutlich überlegen. Auf dem Platz fiel das Kräfteverhältnis nicht ganz so klar aus. Die Italiener lieferten dem Favoriten in einem sehenswerten Spiel einen beherzten Kampf, der nach Toren von Antonio Di Natale für Italien und Cesc Fabregas für Spanien mit einem treffenden 1:1 (0:0)-Unentschieden endete.

Es war ein temporeiches und intensives Spiel der beiden letzten Weltmeister. Die Spanier hatten zwar naturgemäß mehr Ballbesitz, sie kamen aber nicht in ihren gewohnten Kombinationsfluss. In der prekären Zone vor ihrem Strafraum verdichteten die Italiener höchst wirksam Raum und Zeit. Mit Verve hauten sie sich in die Zweikämpfe, und bei Ballgewinn suchten sie direkt den Weg nach vorne. Tatsächlich fanden sie immer wieder stattliche Lücken in der spanischen Defensive.

Die Italiener, die den defensiven Fußball beherrschen wie keine zweite Nation, mussten aus Mangel an Abwehrspielen mit einer Dreierkette verteidigten, in der Daniele De Rossi als gelernter Mittelfeldmann die zentrale Position einnahm. Da fügte es sich ganz gut, dass Spaniens Coach Vicente Del Bosque, dem Trend im internationalen Fußball folgend, sogar ganz ohne Stürmer auflief. Fernando Torres saß überraschend nur auf der Bank und kam erst eine Viertelstunde vor Schluss. In vorderster Linie sollte sich Cesc Fabregas versuchen, doch der fremdelte anfangs erkennbar mit der ungewohnten Rolle.

Die besseren Chancen hatte vor der Pause der Außenseiter, die beste vergab Thiago Motta. Nach einer Flanke des agilen Antonio Cassano kam er im spanischen Strafraum völlig frei zum Kopfball. Iker Casillas reagierte glänzend. Eine solche Leistung hatten viele den Italienern nach der zerrütteten Vorbereitung mit der Polizeirazzia in ihrem Quartier, der Suspendierung von Domenico Criscito, den Manipulationsvorwürfen gegen Kapitän Gianluigi Buffon und der krachenden 0:3-Niederlage gegen Russland im letzten Test vor der EM nicht zugetraut.

Nach dem Wechsel wird das Spiel noch rasanter

Den Spaniern fehlte im Abschluss die letzte Entschlossenheit, manchmal auch die nötige Klarheit. Es gab Situationen, die den Keim von Gefahr in sich trugen, jedoch nicht zu Ende gebracht wurden. Eine echte Chance hatte Spanien in der ersten Halbzeit nicht; die größte Annäherung gelang Andres Iniesta kurz vor der Pause mit einem Heber über Buffon – und über die Latte.

Zu Beginn der zweiten Hälfte erhöhten die Spanier das Tempo, sie jagten den Ball nun regelrecht und wurden dadurch gefährlicher. Nach einem Zuspiel von Fabregas verfehlte Iniesta das Tor aus spitzem Winkel nur knapp; auf der anderen Seite verschluderte Mario Balotelli die riesige Chance zur Führung. Der Stürmer von Manchester City eroberte an der Seitenlinie gegen Sergio Ramos den Ball, trottete dann aber so gemütlich Richtung Tor, dass der spanische Verteidiger noch klären konnte. Dass Balotelli, der wahnwitzige Kunststücke mit ebenso wahnwitzigen Aussetzern mischt, kurz darauf vom Feld musste, war vermutlich kein Zufall.

Antonio di Natale, mit 34 der älteste Feldspieler im italienischen Team, nahm seinen Platz ein, und der Stürmer aus Udine war gerade vier Minuten auf dem Feld, da zeigte er Balotelli, dass Zielstrebigkeit mehr zählt als ein hübscher Hackentrick. Nach einem wunderbaren Pass des alten Meisters Pirlo überwand der Routinier Casillas zur Führung. Aber vielleicht zeichnet das wahre Champions aus: dass sie unter besonderem Druck zu besonderer Form auflaufen. Nur vier Minuten nach dem 1:0 der Italiener glich der Titelverteidiger aus. David Silva spielte Fabregas frei und der überwand Buffon zum 1:1. Es war nun ein offenes Duell mit Vorteilen für die Spanier. Torres vergab gleich zwei gute Möglichkeiten, auf der Gegenseite hatte Di Natale die Chance zum 2:1. Unzufrieden werden die Italiener trotzdem nicht gewesen sein.

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