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© dpa

1:1 in Stuttgart: Nur fast ein Sieg für Hertha

Im Abstiegsduell in Stuttgart führt Hertha lange. Kurz vor Schluss müssen die Berliner noch den Ausgleich hinnehmen. Trainer Funkel spricht von einem "kleinen Schritt zu Stabilisierung".

Es hatte so schön ausgesehen. Diese Eleganz, mit der Adrian Ramos Hertha BSC in Führung tanzte. Manager Michael Preetz, der mit geballten Fäusten umherhüpfte wie ein Kind und seine Freude über Herthas erstes Tor in der Bundesliga nach 490 Minuten herausbrüllte. Hertha hätte einen Sieg in Stuttgart gar nicht verdient gehabt, „aber das wäre doch egal gewesen“, sagte Mittelfeldspieler Maximilian Nicu. Seit dem ersten Spieltag, seit dem 8. August warten die Berliner auf ein gewonnenes Spiel in der Bundesliga. Sie müssen weiter warten.

Bis zur 82. Minute hatte Hertha am Samstagnachmittag die Führung gehalten. Der späte Ausgleich zum Endstand von 1:1 (0:0) fühlte sich daher für die meisten Berliner wie eine Niederlage an. Mit fünf Punkten steht Hertha weiterhin abgeschlagen am Tabellenende. „Wenn wir mit fünf Punkten in die Winterpause gehen, werden wir richtig Probleme bekommen“, sagte Kapitän Arne Friedrich. Trainer Friedhelm Funkel sah dagegen eher das Positive. „Es war ein weiterer kleiner Schritt zur Stabilisierung der Mannschaft“, sagte er.

39.000 Zuschauer wollten sich das Duell zweier krisengeschüttelter Klubs im Stuttgarter Stadion ansehen. Der VfB war im Vorjahr noch Tabellendritter, nun ist er auf Platz 16 zurückgefallen. Laut Manager Horst Heldt gibt es aber weiterhin keine Trainerdiskussion um Markus Babbel. Bei den Berlinern hingegen arbeitet bereits der zweite Trainer in dieser Saison.

Das Spiel machte zunächst nur der VfB Stuttgart. Dessen Fans jubelten schon nach fünf Minuten, als Ciprian Marica einen von Torhüter Jaroslav Drobny zu kurz abgewehrten Schuss ins Netz geschoben hatte. Doch der Treffer fand wegen Abseitsstellung keine Anerkennung.

Hertha verharrte weit in der eigenen Hälfte, Stürmer Artur Wichniarek forderte sein Team deshalb mit rudernden Armen auf: Kommt nach vorne! Doch es stürmte weiter nur der VfB. Dabei hatte Trainer Friedhelm Funkel seine Mannschaft für mehr Offensive zu begeistern versucht – allein, sie vermochte es nicht umzusetzen.

Funkel hatte auf den gesperrten Raffael und den grippekranken Patrick Ebert verzichten müssen, Gojko Kacar ließ er überraschend auf der Bank. Der Serbe sei noch müde von seiner Länderspielreise, hatte Funkel erklärt. Mit Kacar aber hatte er darüber nicht gesprochen. Das zumindest erzählte der talentierte Mittelfeldspieler nach dem Spiel. Er sei zwar tatsächlich „ein bisschen müde“ gewesen, habe dem Trainer das aber gar nicht mitgeteilt. Dass er lediglich eingewechselt wurde, sei daher „ein bisschen enttäuschend“.

Während der ersten Halbzeit reihten die verunsicherten Berliner selten mehr als zwei Pässe aneinander. Aufs Tor der Stuttgarter zu schießen, trauten sie sich erst recht nicht. Stuttgarts Matthieu Delpierre musste ihnen das abnehmen, nach seinem Rettungsversuch mit der Fußspitze musste VfB-Keeper Jens Lehmann erstmals aktiv einschreiten.

Für die zweite Halbzeit wechselte Funkel Ramos für Waleri Domowtschiski ein. Es war die richtige Wahl. Ramos sprintete kurz nach der Pause in einen feinen Pass von Nicu. Frei vor Lehmann ließ er sich Zeit. Erst stieg er über den Ball, dann täuschte er eine Richtungsänderung an, schließlich stoppte er den Ball. Der 40 Jahre alte Lehmann hatte sich da schon auf den Boden geworfen – und Ramos brauchte nur noch einzuschieben: 1:0, es war sein erstes Tor in der Bundesliga. Etwas später hätte er das 2:0 folgen lassen können. Doch der Kolumbianer zögerte zu lange und spielte den Ball nur halbherzig in die Mitte. „Tut mir leid, aber das war fahrlässig“, sagte Kapitän Arne Friedrich, lobte Ramos aber ansonsten für sein gelungenes Spiel.

Der VfB hatte schon nach dem Rückstand gedrängt. Unmittelbar nach Ramos’ Gelegenheit glich Stuttgart aus. Nach einer unübersichtlichen Szene schoss Zdravko Kuzmanovic den Ball aus Nahdistanz ins Tor. Anschließend wurde der Torschütze mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Der Abpfiff beendete für beide Teams einen unbefriedigenden Nachmittag. Herthas Nicu nahm es mit Humor: „Wir schauen jetzt nur noch nach vorne – nach hinten geht ja sowieso nicht mehr.“

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