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Sport: 1:1 verloren

Für Hertha BSC wird es nach dem Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock noch enger im Abstiegskampf

Berlin. Als Hans Meyer gestern Abend aus den Katakomben des Olympiastadions trat, regnete es erstmals nach sonnigen Tagen. Es passte zur Stimmung Meyers. Als Heilsbringer war er geholt worden, sollte Hertha BSC vor dem Abstieg retten. Deprimiert musste er, auch selbstkritisch, nun konstatieren: „Es hat sich leider nichts geändert.“ Berlins Bundesligist leistete auch gestern in fußballerischer Hinsicht einen Offenbarungseid. Zudem blieb es bei der eklatanten Schwäche im heimischen Stadion: gerade mal zwei Siege in zwölf Spielen – eine schlechtere Bilanz hat kein deutscher Profiklub. Gestern hätte es gegen Hansa Rostock eigentlich den dritten Erfolg geben sollen, hat Hertha seit dem Wiederaufstieg doch gegen keinen Verein eine bessere Bilanz als gegen die Rostocker. Doch es gab nur ein 1:1 (0:0), was für Andreas Neuendorf „eine Niederlage“ war.

Es war sicher keine Frage des Willens. Der war den Herthanern nicht abzusprechen. „Doch wir spielen eben zu wenig Fußball“, hieß das nüchterne Fazit Meyers. Gewiss, es fehlten viele Stammspieler, wie Reina, van Burik, Rehmer, Simunic, Rafael. Doch Hansa Rostock war, bei aller Cleverness, kein Gegner, den man nicht trotzdem in die Knie hätte zwingen können. Dabei war dieses Unentschieden am Ende noch schmeichelhaft. „Gemessen an unseren Chancen nach der Pause hätte wir gewinnen müssen“, sagte Rostocks Trainer Juri Schlünz. Widersprechen mochte ihm keiner.

Aber Hertha hätte auch gewinnen können, wäre nicht wieder mal die sattsam bekannte Schwäche zum Verhängnis geworden: eine Führung nicht halten zu können. Nachdem Roberto Pinto, seit vier Jahren erfolglos, nach einer knappen Stunde höchst kurios den Ball zum 1:0 ins Tor gestochert hatte, wähnten sich die Herthaner auf dem richtigen Weg. „Danach wollten wir die Führung ausbauen und haben vergessen, die Null zu halten“, bekannte Neuendorf.

Prompt kassierten die Herthaner, nur sechs Minuten später, das Ausgleichstor. Andreas Schmidt hatte Magnus Arvidsson an der Torauslinie nicht am Flanken hindern können. „Ich musste mich um Tjikuzu kümmern, obwohl das nicht mein Gegenspieler war. Deshalb kam ich gegen Arvidsson zu spät“, sagte Schmidt. Der Schwede war dankbar, flankte auf den von vier Herthanern umringten Dänen Thomas Rasmussen, und das Endresultat war erreicht. Ein verdienter Ausgleich, denn für Martin Max verhinderte nur der Pfosten das 17. Saisontor, einmal strich bei seinem Flachschuss der Ball nur knapp am Pfosten vorbei. Und dann brachte der eingewechselte Gernot Plassnegger das Kunststück fertig, den Ball – nachdem er Torhüter Christian Fiedler ausgespielt hatte – klar am Tor vorbeizuschießen. „Die Haare hängen mir ins Gesicht. Ich müsste wohl mal zum Frisör gehen“, scherzte Plassnegger später.

Rostocks Anhänger, mindestens 10 000 unter den 47 000, feierten ihre Mannschaft noch lange nach Spielschluss. Für Hertha hatten sie nur Spott übrig. „Zweite Liga – Hertha ist dabei“, sangen sie schon früh, nicht gerade sonderlich einfallsreich. Noch ist nichts verloren, doch der Monat der Wahrheit mit drei Heimspielen begann denkbar unglücklich. Fünf aus acht – so hieß die Zauberformel von Dieter Hoeneß, dem Manager. Sollte heißen: fünf Siege aus den letzten acht Spielen. Nun sind es nur noch sieben Spiele, und der Abstand zum rettenden 15. Platz ist auf drei Zähler angewachsen. Hinzu kommt das miserable Torverhältnis mit einer Differenz von 24 Treffern. Es bleibt die Hoffnung, dass der personelle Engpass nicht lange anhält. Gestern durfte immerhin Bart Goor nach seinem Wadenbeinbruch erstmals wieder mitmachen.

Am nächsten Sonnabend kommt der VfL Wolfsburg, der durch den sich anbahnenden Trainerwechsel vielleicht einen neuen Schub bekommt. „Da müssen wir unbedingt gewinnen, und wir werden auch gewinnen“, gab sich Neuendorf selbstbewusst. Es klang ein wenig nach dem berühmten Pfeifen im dunklen Wald. Das gestrige Spiel war jedenfalls nicht dazu angetan, neues Selbstbewusstsein zu tanken. Es war eben eher eine Niederlage.

Klaus Rocca

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