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Fokus auf den Fußball? Die Kölner Fans fragen sich, ob ihr Liebling Podolski sich nach seiner Entmachtung noch ausreichend konzentrieren kann.

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1. FC Köln: Erst entmachtet, dann angeschmachtet

Nachdem er Lukas Podolski die Kapitänsbinde abgenommen hat, umschmeichelt Kölns Trainer Stale Solbakken seinen sensiblen Star.

Es ist schwer vorstellbar, dass sich Stale Solbakken ein paar Tipps hinsichtlich der Mannschaftsführung bei Felix Magath holen würde. Auch wenn der Trainer des VfL Wolfsburg vor dem heutigen Bundesligaspiel im selben Kölner Hotel wie der Norweger übernachtet hat, und Magath und Solbakken sich über den Weg gelaufen sein dürften. Die lockere, norwegische Mentalität passt nämlich überhaupt nicht zu der unterkühlten Art Felix Magaths.

Was die beiden Trainer trotzdem eint: Sie sind sehr gradlinig in ihrer Entscheidungsfindung, das haben sie jüngst erst wieder gezeigt. Felix Magath hatte am Donnerstag kurzfristig Marcel Schäfer als Kapitän abgesetzt, was außerhalb Wolfsburgs zwar kaum auf Interesse stieß, aber eben doch eine Überraschung war. Solbakken dagegen hatte Lukas Podolski, die Stadt-Ikone, auf gleiche Weise entmachtet, was allerdings für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte. Wie würde Podolski reagieren? Würde er den FC aus Wut und Verärgerung sogar verlassen? An den Stammtischen in und um Köln ging schon die Angst um.

Die Fans waren verunsichert, bis Podolski endlich und in aller Deutlichkeit das aussprach, was wie ein Karnevalslied für die Ohren der Verängstigten war. „Ich habe definitiv nicht daran gedacht, den Verein zu verlassen“, sagte der 26-Jährige vor einigen Tagen. Seitdem steht Podolski, der die Entscheidung weiterhin nicht verstehen kann, sie aber hinnimmt, seinem Trainer in einem professionellen Verhältnis gegenüber.

Bei Solbakken hingegen ist eine Wendung im Verhältnis zu beobachten. Seitdem der FC-Trainer den Ämterwechsel angeordnet hat, fühlt er sich offenbar mehr zu Podolski hingezogen als zuvor. Solbakken ist sehr darum bemüht, Lukas Podolski, wann immer es geht, den Rücken zu stärken. „Er hat in den letzten zehn Tagen sehr gut trainiert, war auch im Pokalspiel der Beste“, lobte der Norweger seinen Angreifer vor dem Bundesligastart gegen den VfL Wolfsburg noch einmal explizit.

Das Verhalten Solbakkens trägt Züge von dem schlechten Gewissen eines Kindes, das sich mit übertriebener Freundlichkeit von seiner Schuld befreien möchte. Auch bei den Trainingseinheiten sucht der Norweger immer wieder das persönliche Gespräch, kurz vor Ende der Trainingseinheit am Mittwoch gab es sogar eine Umarmung von Solbakken und Podolski.

Eine derartige persönliche Annäherung dürfte bei Felix Magath und seinen Spielern undenkbar sein. Solbakken weiß, dass es sich bei Lukas Podolski wohl um die sensibelste Personalie im Team dreht. Und so bleiben zwei für den Klub wichtige Fragen offen.

Kann Podolski seinen Ärger verdrängen und sich vollständig auf seine sportlichen Qualitäten konzentrieren? Dann ist er derjenige, der den Unterschied auf dem Fußballplatz ausmachen kann. Oder trauert er dem Amt innerlich hinterher? Gelingt es Podolski nicht, sich auf sein eigenes Spiel zu fokussieren, hätte das wohl zur Folge, dass die Mannschaft kaum von seinen überdurchschnittlichen Fähigkeiten profitieren könnte. Neue Unruhe im Kölner Team und Umfeld wären programmiert.

Trainer Solbakken versucht, das Thema in der Öffentlichkeit abzuschwächen. Innerhalb der Mannschaft werde die Kapitänsfrage überhaupt nicht diskutiert, meinte Solbakken. Das interessiere nur die Medien. Die offenen Fragen nach der Reaktion Podolskis werden sich sachkundig erst nach der Partie gegen den VfL Wolfsburg beantworten lassen.

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