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Sport: 1. FC Magdeburg: und der Zukunft zugewandt

Lutz Trümper war ergriffen. Ganz allein stand er auf dem Rasen des Magdeburger Ernst-Grube-Stadions und schaute ins ausverkaufte Rund.

Lutz Trümper war ergriffen. Ganz allein stand er auf dem Rasen des Magdeburger Ernst-Grube-Stadions und schaute ins ausverkaufte Rund. Dann griff er zum Mikrofon und rief: "In fünf Jahren spielen wir hier in der Fußball-Bundesliga, in einem ganz neuen Stadion." Die Fans des 1. FC Magdeburg jubelten. Und Trümper, Präsident des Viertligisten, freute sich.

Doch die Fußball-Welt in Magdeburg ist nicht so einfach, wie sie ihr Chef darstellen möchte. Das Überraschungsteam des DFB-Pokals, das gegen den 1. FC Köln und Bayern München für Aufsehen gesorgt hatte, musste am Mittwochabend gegen Bundesliga-Spitzenreiter Schalke 04 die Segel streichen. Weitere Einnahmen aus dem Wettbewerb wird es nicht geben, die Mannschaft muss sich nun in der Oberliga behaupten. Am 28. Januar steht das Punktspiel gegen den Bischofswerdaer FV an. "Wir müssen den Pokal schnell abhaken", sagt Trainer Eberhard Vogel, "der Alltag wird für uns ganz schwer."

Trotzdem, für den traditionsreichen Verein waren die Pokalspiele ein Hoffnungsschimmer. Mehr als 3,5 Millionen Mark verbuchten die Magdeburger auf ihrem Konto, und der fast vergessene Klub hat sich nach langer Zeit wieder einen Namen gemacht. "Die Jungs haben an alte Traditionen angeknüpft", lobt Heinz Krügel voller Stolz. Der 79-Jährige hatte die Magdeburger zwischen 1966 und 1976 trainiert und sie zu drei DDR-Meistertiteln und 1974 zum Gewinn des Europapokals geführt. Heute von der Bundesliga zu träumen, findet Krügel jedoch übertrieben: "Das Ziel kann vorerst nur die Regionalliga sein."

Doch die Verantwortlichen wollen sich ihre Blütenträume nicht nehmen lassen. Geschäftsführer Bernd Lindner schwärmt bereits davon, "in fünf Jahren Länderspiele in Magdeburg auszutragen". Zu diesem Zweck soll eine neue Fußballarena gebaut werden, zu einem Drittel finanziert aus Sponsorengeldern. Die europaweite Ausschreibung ist bereits abgeschlossen, im April soll der Neubau mit einem symbolischen Spatenstich besiegelt werden. Von der alten Arena, die in den fünfziger Jahren aus Kriegstrümmern erbaut wurde, soll nichts übrig bleiben.

Mit den Erfolgen wachsen in Magdeburg die Begehrlichkeiten. "Wir müssen uns weiter verstärken", fordert Trainer Vogel, "schließlich wollen wir das Geld nicht dem Fiskus überlassen." Der erste Zugang könnte ein Stürmer sein, denn Stammspieler Adolphus Ofodile wird von Bundesligisten umworben. Anfang Januar soll er ein paar Tage in Cottbus zur Probe mittrainieren. Die langfristige Bindung der im Pokal hervorgetretenen Spieler dürfte zum größten Problem der Magdeburger werden. "Das ist schwieriger, als neue Leute einzufliegen", sagt Geschäftsführer Lindner.

Angesichts der Zukunftspläne wird es den Magdeburgern schwer fallen, in der Gegenwart anzukommen. Nur durch hartnäckige Arbeit auf den Bolzplätzen der Amateurklasse haben sie eine Chance, wie gegen Schalke wieder 26 700 Zuschauer ins Stadion zu locken. Immerhin sangen einige Fans schon lauthals die neue Vereinshymne der Magdeburger mit. Im Refrain des Liedes heißt es: "An alte Tage denken und neue Ziele sehen, um einmal mit euch allen wieder oben zu stehen."

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