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Applaus, Applaus. Trainer Uwe Neuhaus feiert die Fans des 1. FC Union. Vielleicht ist es auch umgekehrt.

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1. FC Union: Abschied von Uwe Neuhaus - versöhnlicher Anfang vom Ende

Bei seiner persönlichen Abschiedstour lässt sich Union Berlins Trainer Uwe Neuhaus im Stadion An der Alten Försterei am Ende doch von seinen Emotionen mitreißen. "Die Fans haben mich gefeiert, ich habe die Fans gefeiert", sagt er.

Uwe Neuhaus nahm die Rolle eines Mitläufers ein. Irgendwo im Pulk seiner Spieler schlenderte er über den Rasen, klatschte beiläufig zum Rhythmus von den Rängen, ehe er das Opfer eines hinterhältigen Anschlags wurde. Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen war es Fabian Schönheim, der Innenverteidiger des 1. FC Union, der von hinten Hand anlegte und Neuhaus aus der Menge auf die große Bühne schubste. Plötzlich stand der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten genau da, wo er sich nur höchst ungern aufhält: im Mittelpunkt. Und komischerweise schien er Gefallen daran zu finden. „Die Fans wollten das und haben ihn gefordert“, sagte Kapitän Torsten Mattuschka. „Es war auch für ihn schön, das zu spüren.“

Unions Spieler bildeten nur noch den Hintergrund, als ihr Trainer im Stadion An der Alten Försterei eine Ehrenrunde startete. Vor jeder Tribüne breitete er die Arme aus, um die Zuschauer zur Welle zu bewegen – und alle folgten ihm. Neuhaus lachte. Am Ende hob er beide Daumen in die Höhe. So ausgelassen hat man den Trainer in seinen sieben Jahren in Köpenick selten erlebt.

„Natürlich war es emotional, ist ja klar“, sagte Neuhaus nach dem Spiel gegen Kaiserslautern, das ein versöhnlicher Anfang seiner persönlichen Abschiedstour war. Nach drei Niederlagen hintereinander trotzte Union dem Aufstiegsanwärter ein 1:1-Unentschieden ab. Es entbehrte allerdings nicht einer gewissen Ironie, dass der Trainer, der oft schroff und verschlossen gewirkt hat, seine lockere Seite erst nach außen kehrte, als es zu spät war. Aber vielleicht war das jetzt auch einfach egal.

Auch beim 1:0 durch Sören Brandy hat sich Uwe Neuhaus im Griff

Wenig später hatte sich Neuhaus schon wieder unter Kontrolle. Ob er so etwas wie Wehmut empfunden habe, wurde er nach seiner Ehrenrunde gefragt. „Die kommt sicher irgendwann“, antwortete er. Aber noch sei nicht die Zeit dafür: „Wir haben hier jeden Tag Training.“

Der 54-Jährige hatte auch im Spiel gegen die Lauterer nicht den Eindruck gemacht, als wollte er sich seinen Emotionen ungeschützt ausliefern. Als die Wiederholung von Unions 1:0 durch Sören Brandy auf der Stadionleinwand gezeigt wurde, war für einen kurzen Moment auch Neuhaus im Bild: Er starrte verkniffen vor sich hin. Dass er Unions Beschluss zur Trennung nicht goutiert hatte, gab er bei diversen TV-Interviews zu Protokoll, aber weitergehende Kritik an dieser Entscheidung verkniff er sich. „Wir haben uns gegenseitig nichts vorzuwerfen“, sagte Neuhaus, „das haben wir heute ein wenig ausgelebt.“

Was war, spielte da schon keine Rolle mehr. Auch nicht für den Anhang. „Die Fans haben mich gefeiert, ich habe die Fans gefeiert“, sagte Neuhaus. Selbst für den Fall, dass sich über die Jahre eine gewisse Ermüdung eingeschlichen haben sollte – wenn einem bewusst wird, dass es bald vorbei ist, zählt nur noch der Moment. „Eine Ära geht zu Ende“, sagte Torsten Mattuschka. Neuhaus habe viel für den Verein geleistet, „und das wird honoriert. Zu Recht.“ Ein ähnliches Gefühl hegten wohl die meisten auf den Rängen.

Torwart Daniel Haas verlängerte seinen Vertrag bis 2016

Der Montagabend in der Alten Försterei war zumindest ein Hinweis darauf, dass die Trennung halbwegs harmonisch verlaufen könnte. Mattuschka nahm auch die Mannschaft für die Entwicklung in Haftung. „Wir haben eine richtig beschissene Rückrunde gespielt. Wenn wir zehn Punkte mehr geholt hätten, wäre die Trainerfrage wahrscheinlich gar nicht gestellt worden.“ Neuhaus wiederum äußerte sich wohlwollend zu Torhüter Daniel Haas, der seinen Vertrag bis 2016 verlängerte: „Die Fortsetzung der Zusammenarbeit ist eine gute Entscheidung von beiden Seiten.“ Dabei betrifft die Personalie nur noch seinen Nachfolger. Wer es wird, ist weiter offen. „Positiv bekloppt sollte er sein“, sagte Mattuschka. „Wie alle hier.“

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