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Unions Torschütze Felix Kroos (r) und Christopher Trimmel jubeln nach seinem Tor zum 1-1-Ausgleich.

© dpa

1. FC Union Berlin: Felix Kroos ist der Mann für die gewissen Momente

Das Spiel gegen den KSC hat gezeigt: Der 1. FC Union hat jetzt den Spieler, den der Klub lange nicht hatte: Felix Kroos.

Draußen im Stadion feierten die Fußballer des 1. FC Union noch mit ihren Fans den 2:1-Erfolg gegen Karlsruhe, da machten sich einige vom Servicepersonal bereits auf den Weg Richtung Kabine. In den Händen hielten sie reichlich Gläser mit alkoholischen Kaltgetränken. Wenn die denn wirklich bei den Spielern ankamen, dürfte das eine angenehme Überraschung gewesen sein. In Unterzahl hatten sich die Berliner Fußballer zum Erfolg gerannt und gegrätscht und gekämpft. Was einen enormen Flüssigkeitsverlust zur Folge hatte. Da bewiesen die Frauen vom Servicepersonal schon ein gutes Auge.

Felix Kroos lehnte trotzdem dankend ab, von ausgelassener Feierei wollte er offiziell nichts wissen. „Wir können uns zufrieden ausruhen, aber Dienstag wartet schon das nächste schwere Spiel in Fürth auf uns“, sagte er. Ein Satz, so langweilig wie wahr. Union gelang durch den Sieg gegen Karlsruhe zumindest über Nacht der Sprung auf einen einstelligen Tabellenplatz. Zwölf Punkte Vorsprung auf Platz 16 bei elf noch ausstehenden Spielen, da sollte bei einem Sieg in Fürth eigentlich nichts mehr schief gehen mit dem Klassenerhalt. Um mehr geht es nicht mehr. Dafür war der Start in die Spielzeit zu schwach.

Dass Union im Kalenderjahr 2016 relativ erfolgreich Fußball spielt, hängt auch mit Felix Kroos zusammen. Der Leihspieler vom SV Werder Bremen bereichert das Berliner Spiel um eine entscheidende Komponente. Der 24-Jahre alte Mittelfeldspieler ist in der Lage, mit einer einzigen Aktion eine Begegnung zu drehen. Völlig ansatzlos, einfach so. Wie gegen Karlsruhe. Union gelang es in der ersten Halbzeit nicht, auch nur eine halbwegs vernünftige Torchance herauszuspielen. Der KSC führte verdient, kontrollierte das Geschehen und machte insgesamt nicht den Eindruck, dieses Spiel noch aus der Hand zu geben. Dann kam Kroos. Aus über 20 Meter jagte er den Ball ins Tor.

Kroos ist ein hervorragender Distanzschütze

„Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu wenig geschossen, da hab ich es einfach mal versucht“, sagte Kroos. Die Karlsruher sprachen hinterher von Glück. Das war sicher auch dabei, taugt aber nur bedingt als Erklärung. Kroos ist ein hervorragender Distanzschütze. So jemanden haben sie in der Berliner Mannschaft vergeblich gesucht. Einen Individualisten, der sich ins Kollektiv einbringt, im entscheiden Moment aber heraussticht. Gleich in seinem ersten Spiel für Union, beim Test gegen Austria Salzburg, zirkelte er einen Freistoß direkt ins Tor. Gegen 1860 München traf er nach einem Sololauf. Seine Bilanz in der Alten Försterei: drei Spiele, drei Tore.

Es ist wenig wahrscheinlich, dass Kroos über den Sommer hinaus in Köpenick bleibt. Der Leihvertrag ist nur bis Ende Juni datiert, und selbst wenn es für ihn beim SV Werder nicht weitergehen sollte, hofft der jüngere Bruder von Weltmeister Toni Kroos auf ein Engagement in der Bundesliga. Das ist nur logisch weil seinen Fähigkeiten angemessen, auch wenn er den Nachweis absoluter Bundesligatauglichkeit noch nicht erbringen konnte in seiner Karriere. Sollte Kroos auch in absehbarer Zeit wieder verschwinden, hat sich seine Verpflichtung doch gelohnt. Allein schon, weil sie den Verantwortlichen zeigt, welche Art Spieler bisher immer gefehlt haben, um tatsächlich ganz vorn mitspielen zu können in der Zweiten Liga. Unions Mannschaft mangelte es zuletzt für die Spitze stets an individueller Klasse. Es gab Spiele in der Hinrunde, gegen Paderborn beispielsweise, die liefen nach demselben Muster ab wie das gegen Karlsruhe. Mit dem Unterschied, dass Union tatsächlich über 90 Minuten hinweg ungefährlich blieb und verlor. Das hat sich nun geändert. Und wird zumindest bis zum Sommer auch so bleiben. Dank Felix Kroos.

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