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Hüzeyfe Dogan

© promo

1. FC Union Berlin: Jubiläum ohne Jubel

Der 1. FC Union spielt nur 1:1 gegen Braunschweig. Dabei hielt sich der sportliche Wert des 1500. Pflichtspiels der Klubgeschichte in Grenzen.

Von Katrin Schulze

Berlin – Manchmal kann Historie auch eine Bürde sein. Das musste der 1. FC Union gestern erfahren. Denn ganz so glanzvoll, wie es der feierliche Anlass gebot, präsentierten sich die Berliner gegen Eintracht Braunschweig nicht. Im 1500. Pflichtspiel der Klubgeschichte kam der Fußball-Drittligist in einer spannenden, aber längst nicht hochklassigen Partie nicht über ein 1:1(1:1) hinaus.

Dabei hatten die Voraussetzungen für ein echtes Jubiläumsspiel im Prinzip gestimmt. 7667 Zuschauer kamen in den Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark – so viel wie noch nie in dieser Saison. Und auch der Gegner versprach ausreichend Spannung für einen feierlichen Rahmen. In der vergangenen Saison konnten die Berliner gegen Braunschweig, das ebenso wie Union für Tradition in der Dritten Liga steht, zweimal einen 0:2-Rückstand noch aufholen. Gestern sorgten zunächst jedoch nur die Gäste bei ihren etwa 1500 mitgereisten Anhängern für Jubelschreie: In der 9. Minute zog Fait-Florian Banser aus 30 Metern einfach mal ab und platzierte den Ball vorbei am verdutzten Union-Torwart Jan Glinker zur Führung für die Gäste. Danach hätte Eintracht Braunschweig sogar auf 2:0 erhöhen können, doch Shergo Biran rettete mit einem beherzten Befreiungsschlag auf der Linie. „Braunschweig hat sehr stark begonnen und uns unter Druck gesetzt“, sagte Unions Trainer Uwe Neuhaus.

Anders musste Neuhaus die Leistung seines eigenen Teams bewerten, das wieder auf die zuvor angeschlagenen Spieler Shergo Biran, Patrick Kohlmann und Nico Patschinski verstärkt wurde. Union begann fahrig und wenig inspiriert. Erst nach zwanzig Spielminuten gelang es den Berlinern, den historischen Ballast abzustreifen: Nach Flanke von Steven Ruprecht glich Hüzeyfe Dogan per Kopf aus. Danach spielte der 1. FC Union munterer nach vorne, doch auch mit besten Gelegenheiten wusste Stürmer Biran nicht viel anzufangen. Vor der Halbzeit vergab er, frei vor dem Braunschweiger Tor, eine seiner zahlreichen Chancen zur Berliner Führung. „Ich habe Pech gehabt. Aber der Braunschweiger Torwart war einfach sehr gut“, sagte Biran.

So sah es aus. Biran konnte seine fast schon chronisch anmutende Glücklosigkeit über die gesamten 90 Minuten nicht abschütteln, während der Eintracht-Keeper Jasmin Fejzic sämtliche Schüsse der Berliner parierte. „Natürlich ärgere ich mich, dass wir unsere Chancen nicht genutzt haben“, sagte Union-Trainer Neuhaus. „Dann wäre nicht von einem leistungsgerechten Unentschieden, sondern von einem verdienten Sieg die Rede.“

Zwar rutschte Union durch das letzlich gerechte 1:1 auf den siebten Tabellenrang ab, dennoch bleiben die Berliner in ihrer so ungeliebten Ersatz-Heimspielstätte – das Stadion an der Alten Försterei wird ja umgebaut – weiterhin ungeschlagen. Und auch den Fanscharen beider Klubs kam das Unentschieden wohl entgegen. Die Polizei hatte die Partie unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt und die Anhänger vor und nach dem Spiel strikt getrennt. Das zahlte sich aus: Die Anhänger beider Seiten begnügten sich mit verbalen statt körperlichen Auseinandersetzungen.

Aus sportlicher Sicht hatten sich die Berliner hingegen mehr versprochen. An das Jubiläumsspiel wird sich wohl nicht jeder Zuschauer nachhaltig erinnern können. Grund für eine ausschweifende Feier bot die Partie nicht. Aber so ist das eben manchmal mit der Tradition.

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