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Hell erstrahlt. Der 1. FC Union kommt unter Trainer Norbert Düwel immer besser in Schwung.

© dpa

1. FC Union Berlin vor dem Spiel in Düsseldorf: Norbert Düwel: Das Ende der Missverständnisse

Siebzehn von siebenundzwanzig möglichen Punkten aus den vergangenen neun Spielen: Der Aufschwung beim 1. FC Union Berlin ist eng mit Trainer Norbert Düwel verbunden.

Dass das mal klar ist: Burgkirchen heißt der Ort und nicht Altötting, sagt Norbert Düwel. In letzterem wurde er geboren, dass in den vergangenen Monaten immer mal wieder berichtet wurde, er lebe noch dort, sei schlichtweg falsch. Ein Missverständnis sozusagen.

Davon hat es einige gegeben, seit Düwel, 46, im Sommer den 1. FC Union als Trainer übernommen hat. Zeitweilig hatte es sogar so ausgesehen, als sei seine Anstellung an sich ein einziges Missverständnis. Vor dem letzten Spiel in diesem Kalenderjahr, am Freitag bei Fortuna Düsseldorf (18.30 Uhr), kann davon keine Rede mehr sein. Siebzehn von siebenundzwanzig möglichen Punkten hat Düwel aus den vergangenen neun Spielen mit seiner Mannschaft geholt. Union wird im Tabellenmittelfeld der Zweiten Liga überwintern, nachdem der Klub zeitweise auf den vorletzten Platz abgestürzt war.

Der Aufschwung der vergangenen Wochen ist eng mit der Person des Trainers verknüpft. Die Mannschaft hat auch deshalb zu sich gefunden, weil Düwel zu sich gefunden hat. Er sei lockerer geworden, heißt es, spreche noch mehr mit den Spielern, frage sie nach ihrer Meinung. Und versuche nicht mehr um jeden Preis, seine Vorstellungen durchzudrücken. Wie etwa bei der taktischen Ausrichtung. Seit einigen Wochen spielt Union wieder im 4-4-2-System, so wie unter Vorgänger Uwe Neuhaus. Dafür wurde sie einst von dem zusammengestellt und obwohl mittlerweile einige Neuzugänge gekommen sind, gibt es noch immer viele im Kader, die sich in dieser Grundordnung am wohlsten fühlen. Düwel hat das erkannt, seine neue Flexibilität kommt an, seine Trainingsinhalte sowieso. „Er fordert uns mental und körperlich gleichzeitig“, sagt Angreifer Steven Skrzybski.

Im Sommer hatte es noch einigen Missmut gegeben. Düwel reklamierte zwar schon da für sich, ein kommunikationsliebender Trainer zu sein, wirkte bei der täglichen Arbeit aber oft zu verbissen. Selbst bei Benefizspielen, bei denen das Sportliche nicht im Vordergrund stand, verlangte er Höchstleistungen. Inzwischen ist er entspannt genug, um der Mannschaft eine Woche länger Urlaub zu gewähren, weil sie eine Abmachung erfüllt hat. Vier Punkte forderte der Trainer aus den letzten drei Spielen vor der Winterpause, das war bereits am Dienstag geschafft. Nun beginnt das Training erst am 12. Januar.

Als die Ergebnisse beim 1. FC Union ausblieben, schien Norbert Düwel so gut wie entlassen

Dass er ein ausgewiesener Fachmann ist, bezweifelte auch am Anfang kaum einer. Nur die Führung der Gruppe fiel ihm schwer. Bei seiner ersten Station als Cheftrainer verzettelte sich Düwel gleich in einen Machtkampf, an dessen Ende der langjährige Kapitän Torsten Mattuschka, das Idol vieler Unioner, nach Cottbus flüchtete. Die Beliebtheit des Trainers steigerte sich dadurch nicht gerade und als dann auch noch die Ergebnisse ausblieben, schien Düwel so gut wie entlassen. Erst recht, nachdem er einem Fan den Mittelfinger gezeigt hatte.

Viele seiner Handlungen wirkten unglücklich bis wirr. Ständig wechselte er Aufstellung und Taktik, lobte Spieler überschwänglich, nur um sie anschließend auf die Bank zu setzten. Auch der von ihm ernannte Kapitän Damir Kreilach blieb davon nicht verschont. „Natürlich habe ich nicht alles richtig gemacht. Fehlerfrei war ich auf gar keinen Fall“, sagt Düwel. Sein erstes halbes Jahr als Cheftrainer bezeichnet er als „turbulente Zeit“, in der er trotzdem vieles von dem, was er sich vorgenommen hatte, auch umsetzen konnte. „Wir haben das Team stark verjüngt, mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs haben den Sprung in die erste Mannschaft geschafft“, sagt Düwel. Darüber freut er sich genauso wie über den sportlichen Aufwärtstrend der vergangenen Wochen, der in Düsseldorf auch ohne den gesperrten Christopher Trimmel fortgesetzt werden soll. Mindestens ein Punkt ist das Ziel, dann könnte Düwel noch entspannter Weihnachten feiern. In Burgkirchen. Nicht in Altötting.

So könnte Union spielen:

Haas - Puncec, Leistner, Schönheim, Parensen - Quiring, Kreilach, Köhler, Thiel - Brandy, Polter.

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