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1. FC Union Berlin - SG Dynamo Dresden

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1. FC Union: Die Ruhe vor dem Aufstieg

Der 1. FC Union spielt nicht schön, aber erfolgreich. Die Zweite Liga rückt für die Berliner immer näher.

Von Karsten Doneck, dpa

Lange hatte Uwe Neuhaus überlegt. Es galt, die Position von Marco Gebhardt neu zu besetzen. Gebhardt treibt gewöhnlich das Spiel des Fußball-Drittligisten 1. FC Union aus dem Mittelfeld heraus an, im Heimspiel gegen Dynamo Dresden stand er aber nach fünf Gelben Karten nicht zur Verfügung. Neuhaus, der Trainer, löste das Problem offensiv. Mit Shergo Biran stellte er zu Karim Benyamina und Kenan Sahin einen dritten Stürmer. Union gewann 2:1, Biran gelang per Kopfball kurz vor der Pause das – auch psychologisch – wichtige 1:1.

Was Neuhaus derzeit auch anpackt, es klappt. Union hat sich als souveräner Tabellenführer auf den Nichtaufstiegsplatz vier schon sieben Punkte Vorsprung erarbeitet. Wohlgemerkt: erarbeitet, nicht unbedingt erspielt. Er habe „ein rassiges Kampfspiel“ gesehen, urteilte Neuhaus nach dem Abpfiff gegen Dresden. Die spielerische Linie kam bei Union eindeutig zu kurz, was nicht allein auf den regennassen Rasen im Jahnsportpark zurückzuführen war. Fußball für Feingeister – das ist nicht unbedingt Unions Stärke. Warum auch, solange die Mannschaft mit ihren kämpferischen Qualitäten die Gegner genügend beeindruckt.

Auch gegen Dresden zeigte die Mannschaft den unbedingten Willen, die Partie nach langem Gleichstand noch entscheiden zu wollen. Da wurde gerannt, gegrätscht, gekämpft. Schön anzusehen war das nicht, aber von der Leidenschaft her doch imponierend. Bis zum Tor von Kenan Sahin acht Minuten vor dem Ende hatte Union in der zweiten Hälfte keine nennenswerte Torchance mehr gehabt, und auch der Treffer entsprang eher einer Halbchance. „Vielleicht wäre ein Unentschieden gerechter gewesen“, maulte nachher Dresdens Trainer Ruud Kaiser. Manchmal freilich macht die Psychologie den feinen Unterschied aus. „Wir sind Tabellenerster. Da gelingen einem eben auch Dinge, die bei anderen vielleicht nicht so hinhauen“, sagte Neuhaus.

Als der 49-jährige Trainer am 1. Juli 2007 als Nachfolger von Christian Schreier bei Union seine Arbeit aufnahm, schlugen ihm noch Zweifel entgegen. Uwe Wer?, stänkerten ein paar Fans. Inzwischen hat Neuhaus alle überzeugt: durch klar strukturierte Arbeit, nicht durch salbungsvolle Reden. Er hat Union innerhalb eines Jahres, ohne dass im Verein die Kosten ins Unermessliche gestiegen sind, zum Aufstiegsanwärter geformt. Und er zieht mit den Spielern konsequent seine Linie durch. Wer da ausschert, der fliegt raus. Mit Guido Spork und Nico Patschinski hat er in dieser Saison schon zwei Spieler, die sich partout nicht unterordnen wollten, kurzerhand aus dem Kader aussortiert.

„Wir haben gegen Dresden gezeigt, dass wir die Ruhe und die nötige Klasse besitzen, um auch enge Spiele für uns zu entscheiden“, sagte Uwe Neuhaus, „das müssen wir ausnutzen.“ Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am Samstag – im Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig.

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